Das Sauloch im Alten Stolberg

Das Uvala "Saugasse", ein wunderschöner Zug miteinander verknüpfter Dolinen, endet, durch einen Weg unterbrochen, in einem besonders großen Kessel, dem Sauloch. Schon immer hatte es Höhlenforscher angeregt, unter der steilen Felswand des Sauloches in die Tiefe zu graben. Die Fachgruppe Höhlen- und Karstforschung Dresden unter Leitung von Bernd Wutzig nahmen diese Aufgabe auch in Angriff, allerdings ohne Erfolg. Auszüge aus den Grabungsberichten zeigen eine andere Art, den Geheimnissen solcher Löcher auf den Grund zu gehen.


Grabungsarbeiten in dem kleinen ausgebauten
Schacht am Grunde der Doline "Sauloch"

WUTZIG schrieb in einem abschließenden Bericht zu dieser Aktion die markantesten Punkte nieder:

"Auf einer Karstwanderung wurde die Doline durch die Mitglieder unserer Fachgruppe das erste mal besichtigt. (Ostern 1979) ... In der Doline verschwand ein kleiner Bach in einer ca 0,4 m breiten und ca. 2,5 m tiefen Kluft. Die Sohle war sehr morastig und es lagen größere Gipsbrocken herum, von der südlichen Massivwand herabgestürzt. Bei der Vorstellung, was für Massen von Gestein und Erdreich in dieser Bodenöffnung verschwinden, wurde die Idee geboren, das Schluckloch der Doline mit Holzausbau gegen Nachfall zu sichern, um eventuell mal einen genaueren Einblick in die Tiefe zu erhalten."

Die schnellen Veränderungen in der Doline machten sich schon beim nächsten Besuch bemerkbar:

"Juni 1979 ... Die Seitenhänge waren stark nachgerutscht, die Gipsbrocken teilweise in der Bodenöffnung verschwunden, eine Kluft selbst war nicht mehr zu erkennen, und der kleine Bach war nur noch ein Rinnsal."

Und im September 1979 sah das Bild wieder anders aus:

"Die Kluft ließ sich wieder erkennen, nur noch zwei große Gipsbrocken lagen vor ihr. An der Unterseite waren diese von dem kleinen Rinnsal, das immer noch spärlich lief, stark angelaugt."

Im November 1979 begann dann der Versuch, dem Wasserlauf zu folgen und zu sehen, wie es unter der Doline aussah:

"Am ersten Novemberwochenende gingen wir an die Realisierung des Ausbaues im Schluckloch der Doline. Wir gruben im Zentrum der Senkung, auf der sumpfigen Dolinensohle. Gleichlaufend mit den Schachtarbeiten mussten wir den Holzausbau einbringen, um ein Nachrutschen der Hangseiten zu verhindern. Das zähe Erdreich schafften wir eine Geländestufe höher, so dass es uns nicht wieder hinderlich werden konnte. Im Verlaufe der Grabungsarbeiten verstopften wir den Abfluss des Rinnsals in der unter uns liegenden, total verfüllten Kluft, so dass sich das Wasser staute. Bei Beendigung der Arbeiten stand es ca. einen halben Meter hoch in unserem Holzausbau."

Durch mehrere Einsätze in den nachfolgenden Monaten wurde diese Arbeit weiter getrieben. Die Gruppe setzte die meiste Hoffnung auf das Schmelzwasser des Frühlings. Dieses Wasser sollte den Lehm weiter erweichen und vielleicht etwas wegspülen. Diese Rechnung ging jedoch nicht auf. Im Juli 1980 drang man weiter in die Sedimentfüllung der Doline ein:

"In einer Tiefe von ca. 1,5 m konnten wir die ersten Hohlräume freilegen, die sich zwischen den Gipstrümmern gebildet hatten. Aus der Öffnung kam ein kühler Wetterzug. Zwischen diesen Trümmern verschwand der Bach und das mitgeschwemmte Material."

Die Grabungen wurden zunehmend schwieriger. Im Oktober 1980 stellte die Mannschaft fest:

"Der Einblick in die Kluft war ca. 3 m möglich und ein deutlicher kalter Wetterzug aus der Öffnung zu verspüren. Wir gruben uns weiter in die Tiefe, wobei wir einige große Gipsbrocken mit Hammer und Meißel zertrümmern mussten. In der Tiefe von 4,5 m finden wir Blechteile eines alten Küchenherdes. Das wichtigste bei dieser Arbeit blieb die sofortige Vervollständigung des Holzausbaues. Wir zogen zusätzliche Streben ein, um sicher zu sein, dass der Schacht vor Verschüttung geschützt ist und den kommenden Winter gut übersteht."

Das Schmelzwasser, welches auch in diesem Winter eine positive Arbeit leisten sollte, war diesmal in großer Menge da. Aber anstatt die Grabung freizulegen und den Schlamm etwas freizuspülen, wurde nur noch mehr Schlamm herangetragen. So stellte man im März 1981 erschüttert fest:

"So hat das Wasser einen Eckstempel des Ausbaues hinterspült, wodurch dieser von den Erdmassen zusammengedrückt wurde. Befahrbar war die Grabungsstelle nicht mehr, da der Zustand des Ausbaues nicht sicher erschien und die erdmassen durch die Nässe völlig haltlos geworden waren. Ein Weiterarbeiten war war auf Grund der Witterung nicht möglich."

Das Jahr 1981 war sehr nass. Die Zuläufe in diese Doline kamen nicht zum Versiegen. Der Holzausbau rutschte zusammen, der Schlamm bewegte sich langsam mit dem Ausbau in die Tiefe. Im Juli 1981 unternahm die Gruppe nochmals einen Versuch, dieses arbeitsaufwendige Unternehmen zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen:

"Zwei Wochen nach der letzten Besichtigung trafen eine größere Anzahl Mitarbeiter am Ponor ein, um die Grabungsstelle und den Holzausbau wieder in Ordnung zu bringen. Was sich jedoch in der Doline zeigte, war entmutigend. In den vergangenen zwei Wochen wurde unsere Grabungsstelle völlig verschüttet. Wir berieten lange und sahen dann jedoch keine Möglichkeit, die Arbeit wieder aufzunehmen. So mussten wir schweren Herzens einsehen, das die Arbeit in diesem aktiven Ponor einen zeitlichen Aufwand erfordert, dem wir durch die territoriale Entfernung und der kleinen Anzahl von Mitarbeitern nicht gewachsen sind.
Beeindruckend war die Erkenntnis, wie schnell sich das Bild in einem Ponor ändern kann, und welche Erdmassen in die Tiefe verschwinden ..."

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Quelle: C.& R. VÖLKER : Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 15, ISSN-Nr.: 0233-1853

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