Standort Bauerngraben

Beim Bauerngraben handelt es sich um ein tiefes Schwindenbecken von 350 m Länge und rund 100 m Breite. Es wird nach Süden durch einen 60 m hohen steilen Auslaugungswall begrenzt. Im Becken verschwindet der Glasebach, der eine Hauptbachschwinde und mehrere Nebenschwinden angelegt hat.

In Zeiten starken Wasserandranges kommt es zu Rückstauerscheinungen, so dass sich das Becken mit Wasser füllt. Die Füllung kann über Wochen, Monate und Jahre erhalten bleiben, da die Schlucklöcher leicht verschlämmen. Es kann auch dazu führen, dass über einen längeren Zeitraum keine Füllung erfolgt. Diese Situation kann ebenfalls jahrelang anhalten. Die seltsamen Vorgänge des Füllens und des Leerens haben mannigfaltige Geschichten entstehen lassen. Der Bauerngraben ist in vielen zeitgenössischen Darstellungen beschrieben worden, es gibt unterschiedlichste Modelle über seine Füllung und Leerung.

Klick um zu vergrößern
 
Das Becken entstand aufgrund einer großen geologischen Störung. Die Gesteinsschichten im Norden und Süden des Beckens sind gegeneinander verworfen. Auf dieser Störung hat der Glasebach ein Schwindensystem angelegt, welches das Wasser unterirdisch abführt. Die Höhle wurde beim Vortrieb des Breitunger Erbstollens im Jahre 1760 gefunden. Das Wasser brach mit Gewalt in den Stollen, so dass an weitere Arbeiten nicht zu denken war.

Der Unternehmer bat den sächsischen König um die Genehmigung der Ableitung des Glasebaches. Die Wickeröder Gewerkschaft, die im Nachbargebiet Bergbau trieb, bat den König aus Konkurrenzgründen, nicht für eine Wasserableitung zu entscheiden. Der Gerichtsprozess dauerte von 1760 bis 1784 und ruinierte den Breitunger Unternehmer. Dieser beendete durch hohe Verschuldung den Bergbau im Jahre 1774. Damit fand auch der Kupferschieferbergbau in den Gebieten Uftrungen, Rottleberode und Buchholz sein Ende. Hundert Jahre später einsetzende Versuche, den Stollen weiterzufahren, scheiterten an großen Schwierigkeiten mit der Wasserführung.

Im Jahre 1954 färbte VIETE das verschwindende Wasser des Glasebaches an. Er fand es später am Ausfluss des Breitunger Erbstollens wieder, kannte aber die historischen Zusammenhänge nicht. Ein geringer Teil des markierten Wassers trat etwa fünf Kilometer östlich im Bereich der Wickeröder Quelle wieder auf.

Häufig brechen durch Unterlaugung ganze Wandpartien ab und stürzen in das Seebecken. Vorsicht ist beim Rundgang in jedem Falle geboten. In westlicher Richtung wurde der Karstwanderweg im Frühjahr durch Erdfalltätigkeit schon mehrfach "verschlungen" und musste deshalb verlegt werden.

Im Jahre 1987 während einer plötzlichen Schneeschmelze fiel soviel Wasser an, dass das Becken überfloss und das Wasser durch das Auslaugungstal nach Breitungen lief. Dort floss es in den Breitunger Bach und gelangte damit in die Thyra. Bohrungen im Seebecken haben bei 30 m Tiefe noch immer Beckenfüllungen erbohrt und haben keinen Aufschluss der darunter liegenden Gipse erbracht.

Der Bauerngraben wurde in den vergangenen Zeiten, wenn er mit Wasser gefüllt war, von der Gemeinde Roßla mit Fischen besetzt und auch abgefischt. War das Becken aber trocken, so hatte der Pfarrer von Breitungen das Recht darin zu säen und zu ernten. DIETRICH (1879) überliefert folgende Anekdote: "So sagte Magister Grützmann zu Breitungen, als er einstmals ein schönes Stück Bohnen drin bestellt. und solches vor dem Einerndten unter Wasser gesetzt fand, scherzend zu seinen Leuten: ... er hätte eine große Bohnen-Suppe gemacht ...".

[ Schauhöhle im Bauerngraben ]

[ Ausführliche Beschreibung des Bauerngrabens ]

Der Karstwanderweg verläuft über den Steilabbruch des Bauerngrabens um das Seebecken herum. Lassen Sie äußerste Vorsicht walten, da frische Spaltenbildungen von heute auf morgen den Weg verändern können. Teile des alten Karstwanderweges sind heute schon nicht mehr vorhanden und in den letzten Jahren abgebrochen. Die Aussicht über das Seebecken und das Auslaugungstal ist einmalig. Auf der Steilkante zweigt ein Wanderweg nach Roßla ab. Dieser führt auch am Mundloch des Breitunger Erbstollens vorbei, aus welchem das im Bauerngraben verschwindende Wasser teilweise wiederaustritt.

Geologischer Schnitt durch das Auslaugungstal am Bauerngraben

GPS-Koordinaten
N 51.4882° E 11.0757°

Impressum / Datenschutz