Vom Beginn der Gipsindustrie in Walkenried
Da im Stiftsamt Walkenried großer Bedarf an Baugips vorhanden war, der meist durch Einfuhren aus Ellrich gedeckt wurde, beauftrage die herzogliche Kammer in Blankenburg 1750 den Zorger Oberfaktor Balcke mit der Erstellung eines Gutachtens: „ob ein ordentlicher Gipsofen in Walkenried selbst zu bauen sei oder ob jemanden die Konzession zum Betrieb eines solchen Gipsofens zu erteilen sei.“ In Walkenried wurde zu jener Zeit bei Bedarf aus lose herumliegenden Gipssteinen in Meilern Gips gebrannt; einen geregelten Steinbruchbetrieb gab es also derzeit noch nicht.
Der Name „Röseberg“ kommt im lokalen Zusammenhang mit Gips- und Kalklagerstätten sehr häufig vor; er leitet sich vom schon im Mittelalter in Meilern oder Stadeln praktizierten „Rösten“ der Gips- und Kalksteine ab. Wie lange die Gipsbrennerei auf herrschaftliche Kosten betrieben wurde, ließ sich bisher nicht ermitteln, zumindest wurde die Gipsbrennerei in den darauffolgenden Jahrzehnten als Pachtbetrieb weitergeführt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass bereits im 19. Jahrhundert das Thema der Rekultivierung von Steinbrüchen eine Bedeutung hatte. Behördlicherseits wurde angemerkt, dass der Steinbruch eine „durch regellos aufgestürzte Steinhaufen verwüstete betrachtliche Fläche“ darstellt und demzufolge rekultiviert werden müsste. Insofern entstand bereits 1839 ein Abbau- und Rekultivierungsplan. Als sich 1864 mit dem Hütteneleven Albrecht Meier ein technisch wie auch wohl kaufmännisch versierter Gipshersteller in Walkenried niederließ, begann eine neue Ära der Gipsherstellung. Nachdem Albrecht Meier die Gipsbrennerei 1868 übertragen wurde, führte er im so genannten „Meier‘schen Ofen“ das Verfahren ein, dass der Gips nur noch durch die Brenngase erhitzt wurde und nicht mehr mit dem Brennmaterial direkt in Verbindung kam. Hierdurch wurde die Gefahr des reduzierenden Brennens bei mangelhafter Luftzuführung eliminiert; der Brand war überdies gleichmäßiger. Albrecht Meier machte auch Versuche mit ausschließlicher Verwendung von Gips im Hausbau und errichtete zu diesem Zweck u.a. die Villa auf dem Betriebsgrundstück.
[ Fritz Reinboth: Aus der Geschichte der Walkenrieder Gipsindustrie ] GPS-Koordinaten |