13. Fazit des Projekt

Die Karstlandschaft des Südharzes ist europaweit einmalig. Weiße Kalkklippen, sprudelnde Quellen, Bachläufe, deren Wasser unvermutet verschwindet, Senken und frische Erdfälle, die sich abrupt vor dem Betrachter im Boden auftun, ausgedehnte Waldungen im Wechsel mit Trockenrasen und landwirtschaftlich genutzten Flächen kennzeichnen auf einzigartige Weise dieses Gebiet und prägen so die Landschaft.
Verwitterungs- und Lösungsprozesse ließen ober- wie unterirdisch diverse hydrologische Systeme entstehen. Ausgedehnte Höhlensysteme, unterirdische Flüsse, Bachschwinden und temporäre Quellen sind entscheidende Merkmale der Hydrologie des Karsts. Durch das Zusammenspiel von Geologie, Bodenentwicklung und klimatischen Besonderheiten entstand ein Gebiet, das einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum bietet.
Schon früh wurde dieses Gebiet besiedelt und die landschaftlichen Besonderheiten wie der Wasserreichtum und die lösshaltigen Böden genutzt. Schon die Zisterzienser begannen im Mittelalter mit der Urbarmachung des Südharzes. Ihr Einfluss auf die Landschaft war so umfassend, dass man auch heute, viele Jahrhunderte später, überall Spuren ihres Wirkens findet.
Auch der Nationalsozialismus hinterließ seine Spuren. Eine von KZ-Häftlingen des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora unter unmenschlichen Bedingungen gebaute Bahntrasse durchzieht nach wie vor deutlich sichtbar das Gebiet und ist so stete Mahnung.
Ein weiterer maßgeblicher Faktor, der die Landschaft des Südharzer Gipskarstes beeinflusste und nach wie vor beeinflusst, ist der Gipsabbau.
Heutzutage ist der Gipsabbau immer noch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor der Region. Allein im Landkreis Osterode ist mehr als die Hälfte des Gipskarstgebietes zum Abbau freigegeben. Dies führt natürlich zu Konflikten und obwohl einer nachhaltigen Störung der Landschaft durch Renaturierungsmaßnahmen entgegenzuwirken versucht wird, scheint man von einer einvernehmliche Lösung für alle Beteiligten noch weit entfernt zu sein.
Ein potentieller Konflikt ist auch der geplante Ausbau der B 243 zu einer Bundesstraße mit zwei Spuren in jede Richtung, die den Südharz durchschneidet und somit gravierende Auswirkungen auf die Gipskarstlandschaft haben wird.
Die einzigartige Hydrologie in Karstgebieten ist durch den Einfluss des Menschen zum Teil stark verändert worden. Da die Zusammenhänge sehr komplex sind, hat eine auf den ersten Blick nur geringfügige Einflussnahme auf diese Systeme mitunter sehr viel weitreichendere Folgen. Wenn nun unter der Maßgabe der Renaturierung anthropogene Veränderungen rückgängig gemacht werden und die ursprüngliche Karsthydrologie wiederhergestellt werden soll, muss auch dieser Eingriff unbedingt in allen seinen weitreichenden Folgen betrachtet werden.
Die vorgestellten Renaturierungskonzepte, die hier im Zusammenhang mit der Karsthydrologie erläutert werden, könnten man in Ansätzen auch auf andere Gebiete übertragen, gerade weil das Thema Renaturierung ein gebietsübergreifendes Problem ist.

Da das Projekt nur ein Semester umfasste, waren der Erkundung und Bearbeitung eines so facettenreichen Gebiets wie dem Südharz Grenzen gesetzt. Eine vertiefende Beschäftigung mit den Besonderheiten des Gipskarstes ist empfehlens- und auch wünschenswert, wobei ein besonderes Augenmerk auf das Wechselspiel der einzelnen beteiligten Komponenten gelegt werden sollte, um eine effektive und zielorientierte Arbeit zu gewährleisten. Die schon vorhandenen Maßnahmen, die Besonderheiten des Südharzes der Allgemeinheit zugänglich zu machen, allen voran der Karstwanderweg, zeigen, dass die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Karst weiterhin notwendig ist.

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