Industriedenkmal Lorenseilbahn

- Erinnerungsstätte an den Gipsabbau in Neuhof -

 
Dieses im Harz wohl einmalige Industriedenkmal erinnert an die enge Verknüpfung des Ortes Neuhof mit dem Gipsabbau.

Von 1939 bis 1962 wurde der am Kranichstein gebrochene Gips von der damaligen Firma Börgardts mit einer Seilbahn zum Werk Kutzhütte befördert.

Die von der Leipziger Spezialfirma Bleichert geplante und erbaute Lorenseilbahn hatte eine Länge von etwa 1,6 km und überwand einen Höhenunterschied von 50 m. Zugrunde lag das Bleichert'sche Einseilsystem mit umlaufendem Tragseil. Im Steinbruch wurden jeweils zwei Lorenbehälter auf schienengebundene Spezialwagen umgesetzt und nach dem Beladen an die Tragegestelle gehängt, die sich dann automatisch durch ihr Eigengewicht am Tragseil festklemmten.

Bei der Inbetriebnahme waren zunächst 10 Holzstützen vorhanden, die aber um 1959 durch Metallstützen ersetzt wurden. Der Abstand zwischen den beiden Stützen 1 und 2 war zunächst zu groß gewählt worden, weshalb die Loren trotz der besonders hohen Stütze 2 in den Kranichteich hingen und deshalb die Stütze 1a mitten im Teich nachgerüstet werden musste. Zwei Querungen der Straße in Neuhof und der Kutzhütte mussten gegen abstürzende Loren durch Schutzbrücken gesichert werden, die zunächst wie die Masten aus Holz gebaut waren.

„Als in den 50er Jahren Masten und Schutzbrücken mit Karbolineum neu imprägniert wurden, war das eine Riesenschweinerei. Der Kaufmann Bierwirth in Neuhof bekam infolgedessen wegen des Totalverlusts seiner Radieschen-Ernte von der Firma Börgardts eine namhafte Entschädigung. Aber das nur am Rande.“ (Fritz Reinboth)

Etwa 40 Loren befanden sich gleichzeitig im Umlauf, die sich im Abstand von 97 m bewegten. Alle 55 Sekunden setzte sich eine solche Lore in Bewegung. Damit kam man auf eine stündliche Förderleistung von etwa 20 t.

Als die Leistungsfähigkeit der Seilbahn dem Bedarf nicht mehr genügte, wurde sie in den Jahren 1964 bis 1969 abgebaut und der Rohsteintransport weniger umweltfreundlich auf die Straße verlegt.

Die Einweihung des Denkmals fand im Juli 2002 statt; im Jahre 2000 wurde bereits durch den damaligen Ortsbürgermeister Liebing mit der Planung begonnen. Es war ein beschwerlicher Weg bis zur feierlichen Einweihung. Liebing ging auf die Suche nach einer Lore, allerdings monatelang ergebnislos. Herr Kohrs von der Firma BPB Formula (Nachfolgerin der Firma Börgardts) machte es schließlich möglich, dass in der Schlosserei der Firma nach Originalplänen eine Lore nachgebaut werden konnte. Die Stadt Bad Sachsa stellte weiterhin zwei Gittermasten zur Verfügung. Der eigentliche Aufbau konnte aber erst beginnen, als eine obligatorische Baugehmigung vorlag, die Fundamente gegossen und der TÜV das 16 mm starke Stahlseil abgenommen hatte. Zahlreiche Helfer und Sponsoren trugen durch ihren Beitrag zum Gelingen des Plans bei. An dieser Stelle soll allen noch einmal recht herzlich dafür gedankt sein.

Seilbahn bei Neuhof
aquarellierte Zeichnung von Walther Reinboth sen. 1950

GPS-Koordinaten
N 51.5788° E 10.5787°


Der HarzKurier schrieb hierzu am 12. Juli 2002:

Erinnerungsstätte an den Gipsabbau in Neuhof

Industriedenkmal „Lorenseilbahn“ im Beisein zahlreicher Gäste eingeweiht

In Neuhof wurde nun ein Stück Dorfgeschichte wieder in das Bewusstsein der Einheimischen, darunter sicher noch so mancher Zeitzeuge, und Gäste gerückt. Zahlreich waren Einwohner, Vertreter der Stadt Bad Sachsa und des öffentlichen Lebens sowie Freunde Neuhofs erschienen, um bei Gegrilltem und Getränken dem Akt der Einweihung und Übergabe des Industriedenkmals „Lorenseilbahn“ durch den Ortsrat und den Förderverein „Dorfgemeinschaft Neuhof“ an die Gemeinde beizuwohnen.


Das neue Industriedenkmal Lohrenseilbahn konnte in Neuhof eingeweiht werden.
FOTO: WAGENKNECHT

Ortsbürgermeister Klaus Liebing erinnerte in seiner Ansprache noch einmal an die Bedeutung des Gipsabbaus in Neuhof  und dabei auch daran, wieviele Arbeiter dort sowohl in früheren Jahren ihr Auskommen fanden, als auch heute noch ihrer Beschäftigung nachgehen.


Wie alles begann

Das im gesamten Harz wohl einmalige Industriedenkmal soll an die enge Verbundenheit des Ortes Neuhof mit dem Gipsabbau erinnern. Von 1939 bis 1962 wurde der Naturgips von der damaligen Firma Börgardts vom Kranichstein zur Kutzhütte befördert. Auf einer Streckenlänge von ca. 1600 Meter wurde ein Höhenunterschied von 50 Metern überwunden sowie zwei Straßenübergänge in Neuhof und vor der Kutzhütte durch Schutzbrücken gesichert. Zehn Holzmasten waren als Stützen vorhanden und wurden zwischen 1951 und 1959 noch durch Metallmasten ersetzt.

Insgesamt ca. 40 Loren waren gleichzeitig im Umlauf, die sich im Abstand von 97 Metern bewegten. Alle 55 Sekunden setzte sich eine Lore in Bewegung, so dass man auf eine stündliche Leistung von ca. 20 Tonnen kam. Der Rückbau der Lorenseilbahn erfolgte nach dem Aus in den Jahren 1964 bis 1969.

Vor ca. zwei Jahren dann kam es zum ersten Ansatz, so Liebing, dass man eine Lore aufstellen müsste. Die Suche nach einer solchen gestaltete sich dann jedoch als schwierig. Nach mehreren Monaten verlief sie ergebnislos. Hier sprang dann Herr Kohrs von der Firma BPB Formula (Nachfolgerin der Firma Börgardts) in die Bresche, in deren Schlosserei nach vorliegenden Originalplänen eine Lore nachgebaut wurde. Zwei Gittermasten wurden von den Stadtwerken Bad Sachsa zur Verfügung gestellt.


Viele Sponsoren und Helfer halfen mit

Dann begann noch ein Hürdenlauf durch die Instanzen der Bürokratie, bevor die Baugenehmigung vorlang und die Fundamente gegossen werden konnten. Nachdem das 16 mm starke Stahlseil dann vom TÜV abgenommen war, stand dem abschließenden Aufbau nichts mehr im Wege.

Liebings Dank galt auch den zahlreichen Sponsoren und Helfern, die ihren Beitrag zum Gelingen dieses Plans und somit die Durchführung und Umsetzung des Industriedenkmals „Lorenseilbahn“ in Neuhof ermöglicht haben.

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