Der Burgenforscher Dr. Ing. Friedrich Stolberg schrieb 1968 in seinem Buch
„Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“


369. Sachsenstein, Burgruine und Burgwall. Walkenried, Kr. Braunlage (Blankenburg), Bez. Braunschweig.

Name: Sachsenstein, Sachsenburg.

Meßtischblatt: 2524/4429 Ellrich; N 5,0; W 23,1.

Allgemeine Lage: Südharzrand, Zechsteingürtel nahe Wasserscheide Elbe-Weser (Helmegau).

Örtliche Lage: 280 m NN auf westlich über felsigem Steilhang zur Uffeniederung abbrechender Bergnase, 2,3 km westlich Walkenried.

Baugrund: Älterer Zechsteingips.

Baumaterial: Gips und Dolomit in dünnbankigem, lagerhaftem Mauerwerk (saalisch) als Bruch und Quaderstein. Gipsmörtel.

Beschreibung: Die Bergnase wird an ihrer Wurzel, in Entfernung von 125-250 m, von ihrer Spitze von einem Wall mit Vorgraben abgeschnitten. Südwestlich stößt der Wall auf die 40 m jäh abstürzende Wand des Sachsensteins, nach Norden verläuft er in flachem S-Bogen über das Plateau bis zur jenseitigen nördlichen Begrenzung der Bergnase, die hier steil zu einem sumpfigen Grund abbricht. Hinter dem die erste Verteidigungslinie darstellenden großen Wall liegt, ihm parallel geführt, ein zweiter Wall; auch er beginnt am Felsabbruch des Sachsensteins, er läßt sich, mit Vorgraben, auf etwa 70 m Länge verfolgen bis zu dem neuzeitlichen, 30 m breiten Eisenbahneinschnitt, durch den der nördliche Teil dieses zweiten Walles zerstört ist. Der 1869 erstellte, 100 m lange, 30 m breite Eisenbahndurchstich hat überaus störend in den Bestand der Burg eingegriffen. Die dritte Verteidigungslinie beginnt 150 m nordwestlich des ersten, großen Walles, gleich jenem unmittelbar an der Felskante des Sachsensteins, genau am Austritt des Eisenbahneinschnittes. Sie besteht aus einer mittelalterlichen Sperrmauer mit Vorgraben und überquert die hier sich verschmälernde Bergzunge in nordwestlicher Richtung mit etwa 80 m Länge und endet über dem Hang, nur 30 m entfernt vom ersten, großen Wall. In diesem ist der alte Toreinschnitt noch erkennbar, mit ihm korrespondiert die Toranlage der Sperrmauer. Die Sperrmauer besteht aus einem mächtigen Rundturm von 13,5 m Durchmesser und 2 m Mauerdicke (sogenannte „Ringturm“-Form), der den höchsten Punkt nahe der Felskante einnimmt, auf ihn folgt ein etwa 10 m langes Ringmauerstück, das zu der Toranlage überleitet; jene setzt sich ihrerseits zusammen aus einer 9X10 m messenden, rechteckigen Torkammer, die beiderseits von je einem mächtigen Sechseckturm flankiert ist; Diagonaldurchmesser jedes Turms 13 m, Mauerdicke 2 m. Monumentale Anlage, geplant als Eingang zu einer offenbar nie in Angriff genommenen Kaiserburg Heinrichs IV. (vgl. Geschichte!). Das Ganze macht den Eindruck der Unfertigkeit und großer Eile beim Bau; Verzahnungen u. a. zwischen Rundturm und Ringmauer fehlen, der Turm ist nur bis zu 2-3 m Höhe gediehen, Torkammer und Sechseckflankentürme sind im Sockelmauerwerk liegengeblieben. Der hinter der Sperrmauer folgende eigentliche Burgplatz nimmt die restliche Bergnase ein, dreieckig, etwa 70X100m, geschützt durch Steilwände und das Sumpfried der Uffe an deren Fuß. Trotz idealer Lage bislang keine Baureste hier feststellbar.

Geschichte: Der Burgwall mit seinen drei Verteidigungslinien kann als vorfrühgeschichtlich angesprochen werden und ein Glied in der Südharzer Burgwallkette dargestellt haben (u. a. Pipinsburg, Pöhlde, Kohnstein, Questenberg). Okkupation durch die Sachsen (ab 6. Jh.) wahscheinlich, daher „Sachsenstein“. 1073 erste Nennung in Lampert von Hersfelds Annalen: „Sassenstein“ als eine der von Heinrich IV. errichteten Burgen (Hartesburg, Wigantestein, Moseburg, Sassenstein, Spatenberg, Heimenburg, Asenberg, Vockenrot). Der Bau der salischen Burg innerhalb eines älteren Burgwalles hat sein Seitenstück in der „Hasenburg“ (vgl. dort). 1074 Zerstörung der Burg nach dem für Heinrich IV. unglücklich verlaufenen Sachsenkrieg; an einen Wiederaufbau bzw. Weiterbau ist nie mehr gedacht worden, trotzdem die monumentale Planung auf ganz besondere Absichten des königlichen Bauherren schließen läßt; die Burg rückt aus dem politisch-strategischen Blickfeld, als Reichsburg ist sie aufgegeben, sie erscheint in der Folgezeit nur im Rahmen feudaler Besitzgrenzen: 1132 „Sassinburc“; 1214 „Zaxenburg“; mit Erwerb der Grafschaft Clettenberg (Nordteil) 1230 durch die Grafen v. Hohnstein fällt auch der Sachsenstein in deren Besitz bis zum Erlöschen des Geschlechtes 1593; bis 1257 Lehenshoheit bei Erzstift Magdeburg, dann Hochstift Halberstadt. 1593 zog Halberstadt das erledigte Lehen ein, die alte Hohnsteinische Grafschaft, in ihr auch der Sachsenstein, fiel lehensweise bis 1634 an Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 Klosteramt Walkenried mitsamt dem Sachsenstein dauernd bei Braunschweig. 1891-1893 Ausgrabung der Burg durch Brinckmann.

Funde: Mittelalterlicher kugeliger Topf mit eingezogenem Hals; Stückkugel; Verbleib unbekannt.

Lit. u. Abb.: Lampert v. Hersfeld, 1894, Neubearbtg. Wattenbach 1939 S. 138; B.u.KDm. Braunschweig 6 S. 257 ff. Abb. Gr.; Meyer/Rackwitz, 1888-1890 S. 90 u. Hist. K. u. Gr.; v. Oppermann/Schuchhardt, Atl. 1888-1916 Absätze 88, 136, 155; Stein, 1950 S. 39 f., 42 f., 50, 52, 51, 74, 79, 83, 100, 108, dazu Abb.1 Rekonstr.; Stolberg, Gr. u. Verm. 1920; v. Strombeck, ZHV 7 1874 S. 281 f. u. Gr. Taf. III; Tillmann, S. 920 „Sachsenburg“ u. S. 921 „Sachsenstein“, dazu Atl. K. 27 c.

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