Die Rüdigsdorfer Schweiz ist in Gefahr!


Abgeschickt von AK Gipskarst Südharz am 02 November, 2002 um 20:36:41

 Die Rüdigsdorfer Schweiz ist in Gefahr! Dem letztem intakten Gipskarstgebiet in Thüringen droht der Abbau - Gipsfirmen planen Steinbrüche am Winkelberg und in Günzdorf (Harzfelder Holz) - Schicksalsfrage für den Thüringer Gipskarst

-----------------------------------------------

Die Rüdigsdorfer Schweiz bei Nordhausen ist das letzte zusammenhängende Gipskarstgebiet in Thüringen. In allen anderen Gipskarst-Gebieten, wie z.B. Mühlberg-Himmelberg und Alter Stolberg, befinden sich bereits großflächige Gipssteinbrüche. Jetzt soll auch dieses schönste Naturgebiet Nordthüringens mit Wäldern und bunten Wiesen dem Gipsabbau geopfert werden!

Beliebtes Naherholungsgebiet bei Nordhausen: Die Rüdigsdorfer Schweiz befindet sich direkt nördlich vor den Toren Nordhausens. Ihr zentraler Ort, Rüdigsdorf, liegt malerisch in die Landschaft eingebettet, wie wohl kaum ein anderer in der Region. Die abwechslungsreiche, parkartige "Bilderbuch-Landschaft" lädt zum Wandern und Verweilen ein. Von den zahlreichen Gipskuppen bieten sich vielfältige Ausblicke in die weitere Umgebung. Kürzlich hat hier die "Pension Forst" neu eröffnet.

Akute Gefährdung: Der geplante Gipsabbau in der Rüdigsdorfer Schweiz wird großflächig unersetzbare Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zerstören. Die geplanten Abbauflächen sind riesig (ca. 100 Hektar!). Das Landschaftsbild wird massiv geschädigt, wodurch das touristische Potential einer Region, die schwerpunktmässig vom Fremdenverkehr lebt, unwiederbringlich verloren geht. Zudem werden Lärm- und Staubemissionen sowie der LKW-Verkehr die Bevölkerung für die nächsten 70 Jahre dauerhaft belästigen! Da durch den massiven Gipsraubbau die anderen Gipskarst-Gebiete Thüringens großflächig geschädigt wurden, kommt der Rüdigsdorfer Schweiz als letztem unangetasteten Gipskarstgebiet eine ganz besondere Schlüsselrolle zu. Aufgrund der extremen Seltenheit und Schönheit der Landschaft kann hier nicht ein einziger Steinbruch toleriert werden!

Naturgipsabbau unnötig! Diese neuen Abbauten sind unnötig: Ersatz-Gipse sind sowohl in ausreichenden Mengen als auch Qualitäten vorhanden. Nach neuestem Erkenntnissen werden REA-Gipse von den Kraftwerken sogar umsonst an die Gipsfirmen abgegeben!

Im Folgenden werden die beiden Gebiete kurz vorgestellt:

1. Abbaugebiet Winkelberg

Geplante Abbaufläche: 18 ha durch die Firma Heidelberger Zement/Südharzer Gipswerke (SHG). Betroffen ist ein Landschaftsmoasik aus Feuchtwiesen, mäßig nährstoffreichem Grünland, Trockenrasen, Gipsbuckeln und Steilhängen mit Blaugras, Trockengebüschen, Streuobstwiesen und verschiedensten Waldtypen. Betroffene Tierarten (u.a.): Grünspecht, Nachtigall, Neuntöter, Pirol, Zaun- und Waldeidechse, Gelbbauchunke. Betroffene Pflanzenarten (u.a.): Zahlreiche Orchideen, Deutscher Enzian, Fransen-Enzian, Märzenbecher, Türkenbundlilie, Sonnenröschen, Gipskraut. Die ganze Rüdigsdorfer Schweiz, inklusive Winkelberg, war Vorschlagsgebiet für ein "Großschutzgebiet von gesamtstaatlicher Repräsentanz" des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Vom Land Thüringen wegen Gipsabbauinteressen zurückgezogen. Ein Teil des Winkelberges wurde wegen Rücksichtnahme gegenüber der Gipsindustrie aus dem Gebietsvorschlag für europäische Naturschutzgebiete (FFH) und aus dem jetzt bestehenden Naturschutzgebiet "Rüdigsdorfer Schweiz" wieder herausgenommen.

2. Geplantes Abbaugebiet Günzdorf/Harzfelder Holz in der Rüdigsdorfer Schweiz

Geplante Abbaufläche: 73 ha durch die Firma Börgardts, Walkenried (= BPB Formula, British Plaster Board). Betroffen sind orchideenreicher Karstbuchenwald, Schluchtwald, felsige Steilhänge, Uvalas, Dolinen, Erdfälle. Betroffene Pflanzenarten (u.a.): verschiedene Orchideen wie z.B. 2 Ständelwurz-Arten), Blasses Knabenkraut, Waldvögelein und Fliegenragwurz. Betroffene Tierarten (u.a.): Wildkatze, Nachtigall, Neuntöter, Waldkauz, Waldohreule, vermutlich Uhu. Mindestens 7 geschützte Fledermausarten, darunter Großes Mausohr, Fransen-, Mopsfledermaus. Im Teilgebiet Hopfenberg wurden 239 Großschmetterlingsarten nachgewiesen, darunter 58 Arten in Thüringen und/oder bundesweit bedroht, u.a. Schwalbenschwanz, Trauermantel, Kaisermantel, Kleiner Eisvogel... Das Harzfelder Holz erhebt sich südlich von Neustadt als intensiv verkarstetes Gipsmassiv: verzweigte Uvalas (Karsttäler) und zahlreiche Dolinen und Erdfälle sowie nordexponierte Felsen-Steilhänge schaffen ein sehr abwechslungsreiches, aufgelockertes Waldgebiet. Westlich schließt sich ein Landschaftsmosaik aus Vorwaldstadien, Gebüschen und artenreichen Trockenrasen daran an (Hopfenberg). Auch die jetzt zur Debatte stehenden Teile des Harzfelder Holzes und des Hopfenberges gehörten zum Vorschlagsgebiet für ein Naturschutzgebiet "Harzfelder Holz". Diese Planungen zugunsten von Gipsabbau-Interessen von der Thüringer Landesregierung gestoppt. Aus demselben Grund wurde das Gebiet aus dem ursprünglichen Gebietsvorschlag für das europäische Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet) "Rüdigsdorfer Schweiz" herausgenommen.

Aktionstipps - das können Sie tun:

-> Unterschreiben Sie die Petitionen vom Arbeitskreis Gipskarst und vom BUND Thüringen. Laden Sie sich die Listen von der Website www.naturschatz.org herunter und sammeln Sie Unterschriften in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.

-> Beschweren Sie sich bei den Hauptverantwortlichen:

- Staatssekretär Stephan Illert, Thür. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz, Beethovenplatz 3, 99085 Erfurt, Tel. 0361/3799-911,
poststelle@tmlnu.thueringen.de

- Minister Jürgen Gnauk (Europa-Minister und Chef der Staatskanzlei), Regierungsstr. 73, 99021 Erfurt, Tel. 0361/3792-831, naukj@tsk.thueringen.de

Bitte schicken Sie eine Kopie ihrer eMail an knu@naturschatz.org

-> Unterstützen Sie die Arbeit der Verbände durch Ihre Mitarbeit: Wenden Sie sich bitte an Arbeitskreis Gipskarst: Gabriela Sennecke, Tel. 0174/185 412 9, gabisennecke@web.de

Bitte helfen Sie uns!

Arbeitskreis Gipskarst Südharz

Weitere Informationen:
www.naturschatz.org/ruedi.htm
www.vg-hohnstein.de

Impressum / Datenschutz