Reisebericht

Abgeschickt von Suzanne am 01 Mai, 2002 um 15:09:07

 Um zu testen, ob der Karstwanderweg auch für Radler geeignet ist, probierte ich es einfach einmal aus. Meine Tour begann in Obersachswerfen an einem wunderschönen warmen und (wie ich es später erfuhr) schweißtreibenden sonnigen Frühlingstag. Der Karstwanderweg war schnell gefunden; in einem solch kleinen Ort drängen sich die Wegweiser: weißer Strich auf rotem Grund förmlich auf.
Die Tour begann jedoch, gelinde geschrieben: etwas ungewöhnlich. Der Dorfstraße folgend, ging der Verlauf des Karstwanderweges durch einen Bach. Der ausgedruckten Karte von karstwanderweg.de nach, war dies der Sachsgraben. Im Jahr zu 90 %, trocken fand ich zu dieser Jahreszeit allerdinds einen Wasserstrom vor. Ich konnte nicht abschätzen, wie tief das Wasser über die Betonplatten dieser Furt floß, wählte daher die sichere Variante, schulterte das Bike und balancierte über den Steg bestehend aus mutmachenden dicken Eisenträgern mit einer Auflage von, wie mir schien, Überbleibseln der ehemaligen DDR-Grenzbefestigungen, sprich: Streckgitterzaun.
Egal, ich war drüben, das kleine Abenteuer war geschafft. "Drüben" angekommen, führte der Weg nach ca. 500 m in den Wald. Die Karte von karstwanderweg.de schlug mir vor, an der Weggabelung den Abzweig nach rechts zu wählen. Das war richtig. Einige Meter weiter war dann die Landschaft wie verändert: duftige Waldluft, zur Rechten und Linken steil abfallende Erdfälle; der Weg immer sicher daran vorbei. Halb radelnd, halb schiebend erreichte ich ein Hochplateau mit einer sich gerade entwickelnden Kräutervegetation. Schillernde Farben, wie sie nur im Frühjahr vorkommen, begleiteten mich auf dem nächsten Kilometer.
Hier oben auf dem Halbtrockenrasen fühlte ich mich wie in der Lüneburger Heide. Selbst der Ruheplatz mit Tisch und Bank fehlte nicht. Eine abenteuerliche Abfahrt nach Norden hinunter, allerdings in fast halbmetertiefen und schlammigen Traktorspuren schloß sich an. Unten im Tale angelangt führte der Wanderweg gleich wieder scharf links, Richtung Westen bergauf in den Wald hinein. Bis zu einer Erklärungstafel. Hier fand ich in der Beschilderung allerdings eine Vertauschung der Erklärungstafeln: Die Tafel der Kalkbergschwinde ist gegenüber der Hundegrube vertauscht. In einer folgenden rasanten Abfahrt nach Klettenberg hinunter hielt ich kurz inne. Aus der Klettenberger Kirche erklang choraler Gesang, wie ich später herausfand: zum Tage der Konfirmation. Der Abstecher zum Kalkberg (Kalkbergstraße, links) bestätigte mich in meiner Meinung: Tafeln vertauscht!
Was nun folgte, war ein Test an meine Ausdauer in Bezug auf Straßenradeln. Die angenehm zu fahrende Teerstraße Richtung Tettenborn war ansteigend und in der Nachmittagshitze richtig schweißtreibend. Mit hochrotem Kopf (später Sonnenbrand) lächelten mir entgegenkommende Radler (aber bergabrollend) aufmunternd zu. Auf freier Flur, zur Rechten, ein wunderschön bewachsener Erfall auf dem Acker, leider nicht auf karstwanderweg.de im einzelnen erläutert. "Oben" angekommen - hier verlief einst die unselige Grenze - , "diese" überfahren, ging es scharf links die ersehnte Abfahrt einen Wiesenweg hinunter, immer westlich der ehemaligen Grenzbefestigung. Der Verlauf des Karstwanderweges war hier nicht immer genau festzumachen. Aber immer rechts des ehemaligen Todesstreifens - heute Wiese - folgend, mündete der Verlauf doch wieder in einen Feldweg, der durch Niederwald führte und mich schließlich an die Bundesstraße 243 bei Mackenrode brachte.
Gerne wäre ich dem Verlauf des Karstwanderweges in westliche Richtung weiter gefolgt aber der Popo deutete mir die Beendigung.
F a z i t: wunderschöne 2 Stunden für die Fahrt (ohne Rücktour, denn ich ließ mich in Mackenrode abholen), ohne Terminzwang kann ich per Mountainbike 3 Stunden empfehlen, um auf dem Hochplateau noch die Seele baumeln zu lassen...

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