Unterirdischer Gipsabbau


Abgeschickt von Burkhard Vogel am 18 September, 2009 um 16:48:48

 Freitag, 11.09.2009
Unterirdischer Gipsabbau
NEUSTADT. Im Südharzer Gipskarstgebiet geht die Sorge um, dass die Bergwerksbetriebe neue Aufschlüsse planen, um den wertvollen Rohstoff abzubauen. Diese Sorge ist nicht unbegründet. Im Bergwerksfeld Günzdorf-Harzfelder Holz plant BPB Formula, den Gips unterirdisch abzubauen. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Die Walkenrieder Firma wollte gestern keine Angaben zu ihren Abbauplänen machen. Im Gegensatz zum Arbeitskreis Gipskarst.
Dessen Sprecherin Gabriela Sennecke kennt als Mitarbeiterin im Nordhäuser Umweltamt die Pläne ganz genau. Und sie ist nicht begeistert. "Das vorgesehene Abbaufeld Günzdorf liegt in einem FFH-Gebiet. Deshalb würde ein oberirdischer Gipsabbau nicht genehmigt", erklärt Sennecke. Stattdessen habe BPB Formula einen unterirdischen Abbau in Erwägung gezogen. "Im Jahr 2007 hat das Unternehmen eine Studie in Auftrag gegeben, die eine FFH-Verträglichkeit nachweisen soll", so Sennecke weiter. "Wir sind eindeutig der Meinung, dass ein unterirdischer Abbau nicht FFH-verträglich ist", stellte sie klar. Diese Ansicht würden auch andere Ämter und Behörden vertreten. Zum Beispiel die Untere Naturschutzbehörde im Nordhäuser Landratsamt. "Wir sind gegen neue Aufschlüsse, weil derzeit ausreichend Abbauflächen zur Verfügung stehen", sagt deren Leiter Ralf Harms. Außerdem wäre dies ein schwerwiegender Eingriff in eine "sensible Landschaft", die ein Naherholungsgebiet für viele Südharzer ist. Zurzeit warten alle Beteiligten auf eine Entscheidung zur FFH-Verträglichkeit der Pläne durch das Landesbergamt in Gera. Dort waren gestern aufgrund einer Betriebsexkursion keine Informationen zum Stand der Dinge zu erhalten.
Was würde konkret ein unterirdischer Abbau bedeuten? Arbeitskreis-Sprecherin Sennecke nannte Details der Pläne der Walkenrieder Firma. "Das gesamte Bergwerkseigentum umfasst knapp 73 Hektar und liegt fast vollständig im FFH-Gebiet Rüdigsdorfer Schweiz/Harzfelder Holz sowie im EU-Vogelschutzgebiet Südharzer Gipskarst", so Sennecke. Von den 73 Hektar seien etwa 15 aus verschiedenen Gründen nicht abbaufähig, so dass 58 Hektar Abbaufläche übrig bleiben. Geplant ist, zwei fünfmal 5 Meter große Mundlöcher in den Berg zu treiben und dann den Gips maschinell abzubauen. "Man muss sich das wie Bienenwaben mit Kammern und Pfeilern vorstellen", verdeutlichte die Arbeitskreis-Sprecherin. Das Gestein werde erst gesprengt, dann durch die Mundlöcher herausgeholt und nach Walkenried zur Bearbeitung abtransportiert. Zur Tiefe der Stollen konnte Sennecke nichts sagen, doch betrage die Mächtigkeit des Gipses 25 bis 30 Meter. Es werde noch einige Zeit ins Land gehen, bis die Pläne realisiert werden könnten. Das will Sennecke aber verhindern.
Hans-Peter BLUM
11.09.2009
Thüringer Allgemeine Verlag GmbH & Co. KG

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