Die St. Andreas-Kirche zu Bad Lauterberg

Wir grüßen alle Besucher mit einer Information über
die Geschichte unserer St. Andreaskirche

Wir freuen uns darüber, dass Sie in unserer Kirche Einkehr halten.

Sie haben nicht ein Museum betreten, sondern ein Gotteshaus, in dem sich sonntäglich die Gemeinde sammelt. Wie jedes andere Gotteshaus, hat auch dieses seine eigene Geschichte, die im Folgenden kurz dargestellt werden soll.

Aus Urkunden ist überliefert, dass die Burg der Lauterberger Grafen kurz vor 1183 auf dem Hausberg erbaut wurde und 1230 und 1239 wird ein "Johannes Capellanus de Lutterberge" genannt, der offensichtlich Burgkaplan war.
Ferner ist bekannt, dass im 13. Jahrhundert in der Lauterberger Umgebung Bergbau aufkam. Nach Notizen in den Kirchenakten war an den Türbalken des 1669 nach dem Brand neuerrichteten Pfarrhauses eine Zahlensymbolik angebracht, die darauf schließen lässt, dass das Haus 1383 erbaut wurde. Es ist also zu vermuten, dass im 13. oder 14. Jahrhundert eine erste einfache Holzkirche in Lauterberg erbaut wurde, die dem Schutzpatron der Bergleute, St. Andreas, geweiht worden ist.

Den um 1400 ausgestorbenen Lauterberger Grafen folgten die von Hohenstein. Auf deren Anordnung wurde am 27.03.1556 in unserem Raum die Reformation eingeführt.

Vom Bau einer neuen Kirche 1571 anstelle der zu klein gewordenen und sicher auch inzwischen baufälligen alten Holzkirche zeugt lediglich der Gedenkstein über der Westtor an der Nordseite der Kirche. Das damals gebaute Kirchenschiff ist bis heute in gleicher Fonn erhalten. Nur im Innern sah es damals anders aus. Der Altar stand frei im Chorraum. Es gab nur eine Empore, die zudem nur 2/3 der Seitenlänge der Kirche überspannte. Am 1. Pfeiler der Südempore war die Kanzel angebracht. Auf der rückwärtigen Empore hatte ein kleines Orgelwerk seinen Platz. Wegen zu schwacher Mauerstärke konnte über dem Westgiebel der Kirche nur ein kleiner Dachreiter errichtet werden, der eine kleine Glocke und die Uhr aufnahm. Die beiden Läuteglocken hingen deshalb in einem offenen Holzgerüst auf ebener Erde vor diesem Giebel.

Marodierende Truppen steckten am 12.09.1641 Lauterberg in Brand. 96 Wohnhäuser und mehr als 100 andere Gebäude, auch die Kirche samt Turm, Pfarrhaus und Schule wurden weitgehend zerstört. Am 23.01.1667 vemichtete ein zweiter großer Brand den Ort. Kirche und Schule wurden stark beschädigt, das Pfarrhaus ganz vernichtet. Den Kirchenrechnungen nach konnten in den folgenden Jahren nur notdürftige Reparaturen durchgeführt werden.

Erst 1736 war an eine Grunderneuerung zu denken. Die Gemeinde war durch den zunehmenden Bergbau stark gewachsen, deshalb wollte man die Kirche nun nicht nur fachgerecht instandsetzen, sondern auch vergrößern. Verhandlungen, dafür ein angrenzendes Grundstück anzukaufen, zerschlugen sich. So konnte man nur durch den Anbau einer Sakristei und den Einzug einer 2. Empore mehr Platz schaffen. Nach Harzer Gewohnheit wurde beim Ausbau viel Holz verwendet. So stützen allein 52 Holzpfeiler die Emporen und das Dach. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein etwas größerer Turm in Gestalt einer "Welschen Haube" aufgesetzt. Er hielt bis 1878 und wurde dann in gleicher Gestalt neu errichtet.
Die nächste größere Renovierung fand 1911/12 statt. (Innenrenovierung, Anlage einer Zentralheizung - seit 1886 gab es mit 2 Öfen erstmals Heizung in der Kirche - und völliger Neubau der Sakristei). Nach dem 2 Weltkrieg konnte das durch Beschuss teilzerstörte Dach 1957 endlich erneuert werden, 1962 erfolgte die Restaurierung der Innenausmalung und 1964 die Außenrenovierung.

Die Glocken erhielten 1728 in dem neu erbauten Glockenhaus am Hausberg einen günstigeren Standort. Von den alten Glocken ist heute keine mehr vorhanden. Manche mussten ersetzt werden, weil sie gesprungen waren, andere fielen der Ablieferung in den beiden Weltkriegen zum Opfer.
1951 beschaffte die Gemeinde neue Stahlglocken, 3 für das Glockenhaus (Gewicht 795 kg, 442 kg, 290 kg), eine für den Kirchturm (183 kg). Letztere erwies sich auf Dauer für den Turm als zu schwer und wurde deshalb durch eine leichtere Bronzeglocke ersetzt.

Turmuhren hat es mehrere gegeben, die erste um 1600, als Ersatz eine zweite 1829, eine dritte 1912. Die jetzt vorhandene, elektronisch gesteuerte Uhr wurde 1984 eingebaut.

Der jetzt noch vorhandene Altaraufsatz stammt aus der Zeit nach dem Brand von 1667: im Mittelfeld befindet sich die Kreuzigungsgruppe (Kruzifixus und Maria und Johannes).

Das Kreuz steht auf einem Totenschädel, Symbol dafür, dass Christus Sieger über den Tod ist. Seitlich stehen 2 Evangelisten mit ihren Symbolen: Lukas (Stier) und Johannes (Adler), die beiden übrigen etwas kleineren Figuren neben der Kanzel: Markus (Löwe) und Matthäus (Der Engel als Symbol fehlt hier).

Die Kanzel wurde 1736 aus Platzgründen über dem Altar angebracht.

Das entsprach auch dem Zuge der Zeit, Kanzelaltäre einzurichten (Ausdruck dafür, dass Sakramente und Worte gleichwertig geachtet sein sollten). Der Schalldeckel wurde 1736 neu angefertigt, Teile des alten sind seitwärts mitverwendet. Die Umschrift lautet "Predige das Wort aller Kreatur."

Zur Taufe diente bis 1674 lediglich eine auf den Altar gestellte Schale. Dann wurde für sie ein besonderes Gestell angefertigt. 1713 spendete ein Lauterberger Bürger einen Taufengel, den man vom Kirchenboden her vor dem Altar aufhing. 1801 wurde er durch eine aus einem Holzblock gefertigte Taufe ersetzt. Die jetzige Taufe ist 1912 angeschafft worden, eine 8-eckige, reich verzierte Säule. 8 Seitenfelder enthalten Seidenstickereien auf rotem Tuch. (auf 4 Feldern die Symbole der Evangelisten, auf den Zwischenfeldern ein Stern).

Die erste Orgel, 1625 erwähnt, 1641 mit abgebrannt, wurde nach Rückgabe eines geliehenen Positivs 1680 durch eine neue ersetzt. Diese wurde abgelöst durch ein Werk des Herzberger Orgelbauers Engelhardt, das 1859 aufgestellt, bis Ende 1986 in Gebrauch war. Das neue Werk wurde Anfang 1988 von der Firma Janke, Bovenden, in das alte Gehäuse eingebaut.

Die Innenwände der Kirche waren bis 1859 weiß getüncht, das bretterne Tonnengewölbe leicht angefärbt. Dann strich man die Decke blau und versah sie mit goldenen Sternen. Die jetzige Vermalung wurde im Zuge der Restaurierung 1912 vorgenommen, sie ist 1957 wieder aufgefrischt worden. An der Decke ist über dem Chorraum der Schutzpatron St. Andreas abgebildet, es folgen die Symbole der 4 Evangelisten, den Abschluss über der Orgel bildet ein Kreuz.
Alle jetzt vorhandenen Leuchter (zwei 20-flammige Kronleuchter und 15 zweiflammige Seitenleuchter) wurden 1948 von einem Gemeindeglied gespendet.

Sonstiges Inventar: 1 Opferengel, 1894 in der Königshütte in Bad Lauterberg gegossen (an der nördlichen Kirchentür); 1 ebenda gegossene Tafel zur Erinnerung an die Gefallenen von 1870/71 (nördl. Chorwand); 1 Wappenschild des fürstl. Braunschweig./Lüneburg. Amtmanns zum Scharzfels (um 1660) Jacob Mecken und seiner beiden Frauen (südl. Chorwand); 4 Bilder an der Brüstung der Orgelempore, wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die beiden äußeren zeigen Deutungen der Freundschaft zwischen David und Jonathan, die inneren die Befreiung Josephs aus der Zisterne und die Deutung der Träume des Pharao durch Joseph.

H. Bode




Die neue Janke-Orgel der St. Andreaskirche zu Bad Lauterberg im Harz

Mit der Fertigstellung der neuen Orgel in der St. Andreaskirche geht ein jahrelanger Prozess des Planens für die St. Andreas-Gemeinde zu Ende. Das Ergebnis dieser Planung ist ein Orgelwerk, welches nach altbewährten und heute immer noch gültigen Prinzipien des klassischen mitteldeutschen Orgelbaus konzipiert und ausgeführt worden ist. Die Geschichte dieser Orgel reicht zurück bis in das Jahr 1859. Damals erstellte die Herzberger Orgelbauwerkstatt Engelhardt ein Instrument mit zwei Manualen und Pedal. 1912 wurde die Orgel durch die Firma Furtwängler und Hammer aus Hannover ca. 1,5 m auf der Empore zurückgesetzt. Darüberhinaus erfolgte ein klanglicher und technischer Umbau des Werkes. 1946 nahm die Firma Giesecke/Göttingen eine klangliche Aufhellung vor. 1957 werden erneut Arbeiten durch die Firma Hammer ausgeführt. Da alle diese Arbeiten das Instrument nicht in einen zufriedensteilenden Zustand versetzen konnten, entschloß man sich bereits 1974/1975 zu einer erneuten Reparatur und klanglichen Umgestaltung des Werkes durch die Firma Ott/Göttingen. Diese Arbeiten sollten endgültig den technischen und klanglichen Zustand der Orgel verbessern.

Doch bereits im Jahre 1979 stellte der inzwischen für den Kirchenkreis zuständige Orgelrevisor gravierende Mängel besonders im klanglichen Bereich der Orgel fest. Da jedoch kaum vier Jahre seit der Wiedereinweihung der durch Firma Ott renovierten Orgel verstrichen waren, konnte an weitergehende Reparaturen oder Verbesserungen zu diesem Zeitpunkt niemand denken. Erst mit dem Amtsantritt des neuen Kirchenmusikers Detlev Rase im Jahre 1980 konnten Verbesserungsvorschläge in Angriff genommen werden. Sehr bald waren sich die Fachleute einig, daß eine neuerliche Instandsetzung der Orgel ohne einschneidende Umbau- bzw. Neubaumaßnahmen nicht mehr in Frage kommen sollte.

Nach langwieriger Überzeugungsarbeit der beteiligten Fachleute kristallisierte sich allmählich folgender Plan heraus:

  1. Mit den Arbeiten sollte nur eine herausragende Orgelbaufirma beauftragt werden.
  2. Wegen der außerordentlich schwierigen akustischen Verhältnisse in der Kirche muß das Instrument wieder an seinen ursprünglichen Platz vorgezogen werden, um eine bessere Schallstrahlung in den Kirchenraum zu gewährleisten.
  3. Von der vorhandenen Orgel sind wiederzuverwenden: das zu vervollständigende Gehäuse, die Manualklaviaturen, die Windanlagen von Hauptwerk und Pedal, sowie Teile des Pfeifenwerkes.
  4. Die Disposition muß so gewählt werden, daß der außerordentlich trockenen Raumakustik durch eine gewichtige klangliche Präsenz der Orgelbässe Rechnung getragen wird.
  5. Die gesamte Spieltraktur sowie das Regierwerk sind neu anzufertigen.
  6. Das Oberwerk erhält eine neue Windlade zur Unterbringung eines etwas vergrößerten Registerbestandes.
  7. Die Windlade wird mit zwei Keilbälgen und Eichenholzkanälen neu gefertigt.
Im Jahre 1983 entschied sich der Kirchenvorstand zur Vergabe des Auftrages an die Orgelbau-Werkstatt Rudolf Janke in Bovenden. Nach rund einjähriger Bauzeit konnte das Instrument nun fertiggestellt werden. Hier ist eine ausgewogene Synthese zwischen der verantwortbaren Wiederverwendung von Teilen der Engelhardt-Orgel von 1859 sowie einem Neubau gefunden worden. Stilistisch hat die Orgel ihre Vorbilder eher im mitteldeutschen Raum, kam doch der Orgelbauer Engelhardt aus Merseburg in die Harzgegend, und auch Orgelbaumeister Janke orientiert sich am liebsten bei den Vorbildern eines Zacharias Hildebrandt oder Gottfried Silbermann.

Die Ausführung der Arbeiten ist zur vollen Zufriedenheit der Fachleute gelungen. Die Orgel hat nicht nur ein glanzvolles und majestätisches "volles Werk" erhalten, auch zahllose Soloregistrierungen sowie die Zungenregister sind bestens intoniert worden. Die Orgel erhielt zudem durch den Restaurator Diedrichs aus Berka ein prächtiges Äußeres. Man kann die Kirchengemeinde zu diesem Orgelwerk, welches so schnell nicht seinesgleichen finden wird, nur beglückwünschen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß nunmehr für viele Generationen ein klangschönes funktionierendes Orgelwerk die lange Zeit der Orgelsorgen ablösen möge.

 

Hans-Ulrich Funk, Orgelrevisor
Disposition
Hauptwerk (C-f'''):Bourdon16'
Prinzipal8' (ab d' doppelt)
Holzflöte8'
Gambe8'
Oktave4'
Gedackt4'
Oktave2'
Sesquialtera2f.
Mixtur4f. 1 1/3'
Trompete8'
Oberwerk (C-f'''):Geigenprinzipal8'
Holzgedackt8'
Prinzipal4'
Rohrflöte4'
Nasat2 2/3'
Waldflöte2'
Sifflett1'
Scharf3f
Krummhorn8'
Pedal (c-d'):Subbaß16'
Prinzipal8'
Oktave4'
Mixtur3 f.
Posaune16'
Trompete8'

Manual-Schiebekoppel
Pedalkoppeln zu Hauptwerk und Oberwerk
Tremulant für die ganze Orgel
Stimmung: leicht ungleichstufig nach werkstatteigener Art
Dispositionsentwurf: Detlev Rase, Rudolf Janke und Hans Ulrich Funk

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