Der Bornberg zu Uehrde

Für Mensch und Tier ist Trinkwasser das kostbarste Lebensmittel!

Die Besiedlung des Gebietes um das heutige Uehrde ermöglichte vermutlich die erstmals 1538 erwähnte Quelle am Fuß des Bornbergs [= Quellenberg], von dem die Dorfbewohner das wichtigste Lebensmittel, das Trinkwasser, holten.

Die Wassermenge für die zunehmende Bevölkerung mit umfangreicher Viehhaltung reichte später nicht mehr aus und so wurde das kalkhaltige Wasser vom moosbergnahen Hasenloch in Holzrohren (Foto rechts) zu zwei Entnahmestellen im Dorf geleitet. Der von Nordosten das Dorf durchfließende "Brunnenbach" fällt aufgrund der Verkarstung des Untergrundes sommers weit vor dem Dorfe trocken.


Ein gut erhaltenes Stück der hölzernen Wasserleitung wurde 1997 bei Kanalisationsarbeiten gefunden.
Foto: Ingrid Kreckmann

Um 1910 entstand auf dem Bornberg, 34 m über der Quelle, ein Hochbehälter. Mittels eines Windrades gelangte das Wasser dort hinein und es konnte über eine Leitung im freien Gefälle zu den einzelnen Häusern fließen. Der 210 m ü. NN gelegene Hochbehälter ist heute von Gesträuch umgeben.

1940 und 1945 kam es zu dramatische Engpässen bei der Wasserversorgung von Mensch und Tier, da die Leitungen bei extremen Minusgraden eingefroren waren. Die Einwohner schöpften daher das Wasser wieder am Bornberg. Auch 1963 und 1972 verursachten der Frost und 1976 die Anreicherung mit Bakterien wiederum die Nutzung des Wassers aus dieser Quelle.
Das Wasser floss von einem gemauerten Sammelbecken mittels eines Eisenrohrs in eine Mulde. Von dort führte ein Rohr zu dem im Bild sichtbaren Graben. Hier schöpften im Februar 1963 die Uehrder mittels Stieleimern und Milchkannen mit viel Geduld bei tiefem Schnee und klirrender Kälte das kostbare Wasser, brachten die gefüllten Gefäße mit Treckern heim, um den Haushalt zu versorgen und das durstige Vieh zu tränken.


Foto: Willy Sindram vom 12. Februar 1963

Kleine Rinnsale fließen heute am Fuß des Bornbergs von rechts und links der derzeit schwachen Hauptquelle zu. Hinter der Metallplatte befindet sich ein Bassin, das als Löschwasserstelle dient. An dem gemauerten Häuschen war das Windrad befestigt. Bei Windstille war die Versorgung gefährdet.
Die Uehrder holten das weiche Wasser dieser Quelle einzeln zu bestimmter Verwendung, weil es sich in der Beschaffenheit von anderen Wässern unterschied. Man bevorzugte es beim Wäschewaschen und zum Kochen von Hülsenfrüchten.
Ab 1938 wurde das benachbarte Grundstück bebaut. Seine Bewohner versorgten sich bis vor wenigen Jahren nur mit dem kostbaren, weichen wohlschmeckenden Wasser und manche Uehrder hielten einen Vorrat. Ab 1925 erhielt das Dorf sein Wasser bis auf die genannten Einschränkungen vom Feldbrunnen und seit 1988 werden die Uehrder Leitungen von Sösewasser gespeist.

[Text nach Ingrid Kreckmann, Uehrde, 2014]


Woher aber kommt das Bornberger Quellwasser – geologisch gesprochen?

Gesicherte hydrogeologische Studien gibt es noch nicht! Das Wasser ist nach jüngster Analyse ein typisches Buntsandstein-Wasser. Sein Austritt setzt einen Stauhorizont voraus, dies könnte der über dem hellgrün dargestellten Basalanhydrit liegende Graue Salzton sein. Da das Schichteinfallen hier nach Südsüdwest gerichtet ist, dürfte eine Störung oder ein der Verkarstung tieferer Anhydrit-/Gipsschichten geschuldetes gegenläufiges Einfallen die räumliche Ursache des hiesigen Quellaustritts bilden. Das Einzugsgebiet dürften die Buntsandsteinhänge oberhalb des Bornberges sein.

[Firouz Vladi, Mai 2015]

Bornberg-Quelle 
Analyse vom5.5.2015
Schüttung0,4 l/s
Leitfähigkeit474 µS/cm
Gesamthärte18° dH
Karbonathärte14° dH
Sulfat60 mg/l
Chlorid151 mg/l
Nitrat24,6 mg/l


Geschichten ums Bornbergwasser

Hier sei an den Brauch erinnert, der im Zusammenhang mit dieser Quelle noch um 1900 üblich war: Die jungen Uehrderinnen sollen sich in der Osternacht dorthin begeben haben, um Wasser in Krügen abzufüllen und sich damit in ihrer Kammer zu waschen. Auf dem Rückweg durften sie sich nicht umzuwenden, denn nur so winkte ewige Schönheit und Jugend. Nun versuchten natürlich die jungen Männer, die Mädchen gerade dazu zu veranlassen. Vermutlich sehr erfolgreich, Fälle von ewiger Schönheit und Jugend wurden nicht bekannt.

GPS-Koordinaten
N 51.7030° E 10.2106°

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