Januar 2014


Mitteilungen der ArGe Karstkunde Harz e.V.

von
Dipl.-Geol. Firouz Vladi, Osterode-Düna, vormals Hamburg

Iberger Erinnerungen

Notizen aus dem alten Vieraskirja

Nach über 40 Jahren kommen wieder so viele Erinnerungen hoch. In den letzten Wochen bin ich mehrfach zwischen Hübichenstein und Iberg umhergegangen, um eine gute Trasse für das Auslängen des Karstwanderwegs von Förste über Badenhausen, Windhausen, Taubenborn und Weltwald zum Iberg und dem neuen HöhlenErlebnisZentrum zu finden, das ja auch der Lichtensteinhöhle bei Förste gewidmet ist.

An einigen Stellen des Iberges war ich so lange nicht mehr, dass Orientierungsschwierigkeiten auftraten. Es war Anfang Dezember 2013, Nebel ließ nur vier Bäume weit schauen, kein Mensch unterwegs, Sonntagsmorgen. Meibomshöher Pingenzug, Gletschertöpfe; wo war noch die Eisenkammer? Ausgang Iberger Tropfsteinhöhle mit Fledermausschlitzen; aber was strömte da heraus? Florena, Chanel, Gucci, Tosca: war wohl gerade Sonderführung fürs Damenstift.

Im Gebiet der „Stieg“-Höhlen kamen dann wieder Erinnerungen hoch und ich dachte bei mir: das sollte man aufschreiben. Zu Hause fand sich noch das Vieraskirja, das Höhlenforschertagebuch der alten AGFNH, der Arbeitsgemeinschaft für Niedersächsische Höhlen mit ihrer Gruppe Hamburg und der Gruppe Harz. Als es als Band 2 des ebenfalls hier noch vorhandenen älteren Heftes angelegt wurde, war gerade eine nette junge Dame aus Finnland zu Gast. Also „Hüttenbuch“. Aus diesen Heften speisen sich im Folgenden manche Ereignisse oder Erlebnisse. Zum Glück hatten wir alle damals eine lesbare Handschrift!

Meine Darstellung hier soll aber weniger ein Bericht über Höhlen- und Forschungsunternehmungen oder gar eine „Geschichte der Harzer Höhlenforschung“ ab 1968 sein. Dazu sind andere berufen! Vielmehr greife ich vorzugsweise einige persönliche Erinnerung heraus, das sind also Dinge, die vor allem emotional haften geblieben sind. Laut Tagebuch waren viele Namen dort und Personen beteiligt: Hamburger, Braunschweiger, Harzer, Göttinger oder Bremer. Alle haben ganz toll mitgemacht, mit Fleiß, Ausdauer, Ideen und guter Freundschaft. Es wäre zu viel, hier alle zu nennen oder in den einzelnen Ereignissen alle aufzuführen.

Anfangs gab es – bis auf die Daur’sche Kamphütte im Rehagen – noch kein festes Quartier; meist kamen wir direkt von Hamburg und die Harzer Gruppe kam von Wieda oder Herzberg angereist. Dann hatte Christian Falland in der Zellerfelder Teichstraße eine kleine Hinterhauswohnung gefunden, die wir dann – zu Christians Freude oder Leidwesen – als Basislager verwandten. Manch skurrile Unternehmung ist dort gestartet, wenn ich nur an meinen ersten Tauchanzug aus blauen Plastiktüten und Backeband denke. Später, etwa ab 1974 kam dann die kleine Wohnung auf Düna hinzu, darüber aber hatte ich wohl schon im Nachruf auf Erik Barran und im Lottomittelprojekt berichtet.

Manche Erlebnisse am Iberg lassen sich nicht mehr datieren oder sind mit anderen Ereignissen verschmolzen; diese sind im Folgenden irgendwo zwischengeschoben, wie dies hier:

Mutti, Mutti!

Das muss so um 1972 gewesen sein, vielleicht im Herbst. Wir hatten Höhlenwochenende am Iberg und gegen Sonntagnachmittag sind die anderen wieder abgefahren, nach Hamburg etc. Ich hatte leihweise einen noch ganz neuen und schneeweißen VW-Kastenwagen oder Bully, halb Meter voll mit Leitern, Seilen, Karbidfass und müffelnden Karbidlampen, Stiefeln und sonstigen lehmig-dreckigen Sachen. Darüber breitete ich, denn ich wollte auf Montag noch am Iberg bleiben, Decken und Luma und Schlafsack. Im Ort noch etwas zum Abendessen eingekauft und zum späten Nachmittag am Parkplatz zur Iberger Tropfsteinhöhle Schlafaufstellung genommen.

Es war noch hell und so schnappte ich – anders ging man nicht aus - meinen Geologenhammer und ging ins Teufelstal hinab auf der Suche nach dem damals noch nicht freigelegten Mundloch des Eisensteinstollens. Auch Pläne hatten wir noch keine richtigen, die Lage desselben war nur ungefähr. Da waren dann etliche und auch tiefe Pingen zwischen Talweg und Bundesstraße und dort huschte ich suchend mit dem Hammer in der Hand umher.

Bald war eine Stimme zu hören, kam näher: Mutti - Mutti - Mutti! Eine Frau suchte offenbar ihre Mutter. Als sie mich sah, rief sie, ob ich eine ältere Dame gesehen hätte. Ich kam näher und verneinte. Was ich da machte? Ich wäre Höhlenforscher, wusste ich zu berichten. Mit einem etwas irritierten Blick auf meinen Estwing-Hammer ging die Dame wieder das Tal hinab. Es dämmerte. Vorn im Bully sitzend vertilgte ich mein Abendbrot, als plötzlich mit Blaulicht und quietschenden Reifen ein Polizeiwagen aufkam und sich quer vor meinen Bully stellte. Was ich da machte? Ob ich jemanden gesehen hätte… Jedenfalls dürfe ich einstweilen den Platz und mein Fahrzeug nicht verlassen, da wäre ein Anfangsverdacht. Er würde mich jetzt eigentlich bewachen oder mitnehmen müssen, es war aber Sonntagabend und der arme Beamte war allein; er müsse sich nun darauf verlassen können, dass ich nicht abhaue.

Es wurde kalt und dunkel. Ich wartete brav und grübelte schon, ob es im Gefängnis besser geheizt wäre. Aus der Sicht Dritter mag die Situation ja in der Tat etwas komisch gewesen sein: Mutti wird vermisst und eine dreckige und damals etwas langhaarigere Type schleicht da mit einem ungewöhnlichen Hammer durchs Unterholz. Nun gut, hier endet die Geschichte auch schon, denn eine gute Stunde später kam ein anderer Polizeiwagen auf den Parkplatz gerauscht, jetzt ohne Blaulicht, ein anderer Beamter. Mutti wäre wieder aufgetaucht, alles in Ordnung. Was ich denn da mache? Letztlich ließ er mich in Frieden; aber ganz geheuer war ihm das wohl dennoch nicht mit mir. Folgen hatte der Vorfall keine und am nächsten Morgen hatte ich dann ganz in Ruhe den Iberg erwandert.

Wie alles anfing

Für diese frühen Jahre am Iberg hatten wir schon unsere Bibel: Das „Südharzheft“ oder Jahresheft für Karst- u. Höhlenkunde 1968/69 (Der Südharz - seine Geologie, seine Höhlen und Karsterscheinungen), H. 9, München. Hier hatten Fritz Reinboth und Gerhard Laub detailliert und verdienstvoll die bis dahin bekannten Höhlen des Iberges beschrieben, samt Lageplan. Und dort war die Rede von tiefen Schächten, die noch keiner befahren hatte. Also: Neuland für Entdecker! Aber wie befährt man Schächte? Als Hamburger Geologen, da reichten Hammer und Gefügekompass nicht aus. Nach einem ersten Jettenhöhlen-„Vorab“ im Herbst 1969 kam ich dann Ostern 1970 zur noch ganz jungen ArGe. Da war zuvor ein angenehmes – ja heute würde ich sagen – Aufnahme- oder Kennenlerngespräch bei Christian in Hamburg, das mit der Zusage endete, ich dürfe gern mal mitkommen, wenn ich eine Brustschlinge kaufen und mitnehmen wollte. Das war dann zu Ostern, also vor bald 44 Jahren! Tempus fugit…

Im Dülfer hinab in die Eibenhöhle

Eigentlich war ich Städter, keine Geländeausrüstung. Klettern, Dreckigmachen, im Seil hängen, sich selbst im Griff der Schwerkraft zu verspüren, Höhlenspinnen und modriges Laub waren nicht vertraut, ja und wie kommt man dann wieder herauf? Jedenfalls standen wir zu vielleicht fünft am Rande des Eibenschachtes am Iberg, da soll es nun hinab gehen, diesen zu erforschen, zugleich einen Journalisten in die Höhlenwelt einführen. Ob das denn noch nicht erforscht sei? Stephan glitt im Dülfersitz hinab, hinab an einem doppelten alten gedrehten Hanfseil, das Christian bei einem Hafenausrüster beschafft hatte. Dann Martin. Ich an der Reihe. Die neue Brustschlinge umgelegt, ans nur ganz lose von Christian als Sicherungsmann geführte Sicherungsseil, das andere zum Dülfersitz um mich gewickelt und schon steh ich an der Kante, halber Meter bergab, noch ein halber. Noch kann ich zurück und will das dann plötzlich auch. Aber Christian ahnt das Psychodrama und drückt mich sanft mit der Stiefelspitze in den Schacht hinab. Eigentlich ging das dann ganz leicht; fast glücklich und mit Striemen unten angekommen: von da an war ich Höhlenforscher. Die Brustschlinge, mein erstes eigenes Seilstück, halte ich noch heute durch bestimmungsgemäße Nutzung in Ehren; vor wenigen Wochen diente sie der Befestigung des Weihnachtsbaumes am Auto.

Dank Elisabeth in den Kernberg - und die Bremer

Das waren nur 13 Meter am Eibenschacht. Nun ging es ans Eingemachte; wir wollten den Westlichen Kernbergschacht bezwingen. Tagelang in Hamburg Material beschafft, gesichtet, gepackt, Aufgaben verteilt… Da war zunächst die 13 m lange Strickleiter aus dem Hafen mit dicken Stahlkabeln und Eisensprossen, ein Ungetüm und übel schwer. Dann zwei nicht mehr ganz neue Strickleitern aus Manila und Holz, auch vom Hafen. Polyprop-Seile, Eisenkarabiner…. Alles gutes Zeugs, um die Wanten zu entern, hier eine Plackerei, das alles zum Schachtmundloch hinauf zu tragen.

Martin stieg zunächst ab, Stephan kam als Dritter nach bis zu einer Zwischenbühne. Christian sicherte wieder. Als Zweiter kam ich dran, freute mich auch, aber das Loch war schwarz und tief. Muss ich? Da stand auch Elisabeth, Stephans jüngere und freundliche Schwester mit oben am Schacht und lächelte. Also musste ich mich trauen. Irgendwie waren wir unten und später auch wieder oben. Glücklich, als erste diesen sagenhaften Schacht bewältigt zu haben. Alles ließ sich aus Zeit- und Materialmangel unten noch nicht erkunden, Fortsetzung folgt, heißt es dann.

Beim Zusammenpacken fand einer von uns einen gefalteten Zettel im Laub: 7 Strickleitern, 100 m Seil, Kopflampen, 20 Alu-Karabiner, Abseilsitz, Zelt, ….. Schock schwere Not, wir waren nicht die ersten! Wenige Wochen alt war der Zettel, also eine Materialliste, und er war aus Bremen. Werder und HSV, die alte Leier. Wieder missmutig in Hamburg angekommen nahmen wir Kontakt mit den Bremern auf. Sie waren am Kernberg, aber nur ca. 20 m vorgestoßen, dann gab es Probleme und man hat die Tour abgebrochen: Hamburgs Ehre war gerettet.

Elektronik-Kurs für den Iberg

Jetzt sollte der Kernbergschacht und mit ihm der östliche Kernbergschacht doch gründlich erforscht und vermessen werden. In der Schachtsäule zeigten sich Nebengänge, unten schien es noch weiter zu gehen, Bergbauspuren allenthalben. Also musste eine richtige Expedition vorbereitet werden. Ich wollte die Kommunikation technisch fachgerecht sicherstellen, denn deren teilweises Fehlen hatte bei der Vorerkundung zu Problemen geführt. Runter- und Raufbrüllen reichte bei der Schachttiefe von 65 Metern nicht. Also suchte ich in Hamburg die Volkshochschule auf und belegt einen Kurs in Elektronik. Bei Fa. Conrad sodann eine Tüte Dioden gekauft, wasserfeste Stecker und Muffen, einen Schaltkasten, Schalter und Umpolschalter, Verteiler, Mikro, Headsets, Lautsprecher, Batterien und ganz viel langes schwarzes Gummikabel, zweiadrig. Das tollste: es hat funktioniert! Wo ist das Ganze eigentlich heute geblieben?

Von der Befahrung erinnere ich nur noch, dass ich unten – zu dünn bekleidet – wohl zwei Stunden jämmerlichst frierend am Schachtgrund im Regen stand, um auf das Seil zu warten. Weiter oben war Wolfgang Franke in einer Nische, hatte das Hauptseil losgelassen und konnte nicht mehr raus; Stunden, ihn zu bergen. Aber wir hatten jetzt einen Überblick über das Schachtsystem und erste Zeichnungen entstanden. Unten ging ein regelrechter Höhlenbach weiter in die Tiefe; da muss doch noch was kommen…

Mit Michael Leithner Leitern bauen und mit Leithner und den Leitern in den Kernberg

Wie Michel aus Hamburg dazu gestoßen war, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war er sehr patent, fand aus Eisenschrott eiserne Industrie-Regalstützen und wir machten uns ans Werk, daraus Steckleitern zu schweißen, damit man in der unteren Halle des Kernbergs höffige Aufhauen oder sonstige Strecken nach oben erkunden konnte. Weitere Seile mussten her, das ganze Material abzulassen. Hat auch alles geklappt; und einige erhoffte Fortsetzungen waren auch zu finden.

Später haben wir dann im Schachtmundloch eine Bühne gebaut, Eisenträger, Bewehrung, Schalung, Eisentür. Dazu spendierte uns der Landkreis Osterode in Gestalt des rührigen Hauptamtsleiters Georg Matzander einen Mischwagen Fertigbeton mit langem Ausleger und Pumpe. Ähnlich wurde auch der Östliche Kernberg verschlossen, waren beide Schächte doch üble Gefahrenquellen für Wanderer und Wild.

In Fuchs greifen

1970/71 wurden dann auch im Steinbruch Winterberg große und z.T. wundervoll versinterte Höhlen angeschnitten; ein weiteres Betätigungsfeld, zu dem uns der rührige Steinbruchsleiter Herbert Gleichfeld einlud. Da wo der reinste Kalk ansteht, im Kern des Winterberges und Zentrum Steinbruchs, dort waren auch die schönsten Höhlen; aber sie mussten alle dem Abbau zum Opfer fallen. Nur eine nicht, die Neue Winterberghöhle. Sie führte aus der stillgelegten alten Abbauwand unter dem Hüppelweg hindurch ansteigend in den Iberg. Voller Begeisterung über „unsere“ erste richtige und bleibende Tropfsteinhöhle haben wir sie vermessen, erforscht, mit Mauer und Tür gesichert, waren traurig, als doch Leute durchs verbliebene Fledermausloch eindrangen und Sinter zerstörten.

Am Tage der Entdeckung drangen wir bereits bis zum Ende vor, einer kleinen Kammer mit Baumwurzeln aus der Firste. Waren also dicht unter Tage am Iberg. Wir waren die allerersten Menschen in diesem Kristallpalast! In der Kammer dann lag ein Hammer, besser: ein verrostetes bergmännisches Eisen. Also war doch jemand drinnen, Jahrhunderte zuvor. Abends fuhren wir nach Hamburg zurück und das Gespräch drehte sich immer wieder genau um dieses Eisen und den Bergmann; war er weiter vorgedrungen? Was mag er gefühlt haben in dieser dunklen Einsamkeit, haben ihn die Tropfsteine ästhetisch berührt, hatte er Angst vor dunklen Mächten der Tiefe, ja, wo war eigentlich sein Einstieg über Tage?

Und wenn man aus einer elendigen kleinen Eisensteinpinge am Iberg in eine solch eindrucksvolle Höhle gelangen kann, war das dann nicht auch aus anderen Iberghöhlen heraus oder hinab in die weitere Tiefe möglich? War der Iberg, wie jetzt am Winterberg sich zeigte, im Kern von solchen Großhöhlen durchzogen? All solche Fragen drängten sich uns jetzt auf.

Etwas später, nachdem eine erste Vermessung der Neuen Winterberghöhle durch Fritz Reinboth stand, suchten wir in kombinierter Befahrung nach der Hammerkammer-Pinge von oben. Da war ein Loch, etwas erweitert und hinein! Am oberen Ende der großen Höhle wartete bereits Hartmut Ernst und paffte. Es war Spätherbst, die Höhlenwetter ziehen aufwärts, und so durften wir im Iberg alsbald den „Duft“ von Reval spüren; auch zeigte sich eine Rufverbindung, es fehlten vielleicht vier Meter schlufbarer Höhlengang. Daneben lag eine weitere Kammer und durch einen engen Schluf wollte ich bäuchlings hinein. Eigentlich hätte ich es riechen müssen, aber Reval überdeckte es wohl. Arme voran zog ich mich durch den Schluf: und dann sah ich schon und roch deutlicher, was nun direkt rechts vor meiner Nase lag und worin ich ohne Handschuhe gerade hineingegriffen hatte: ein stinkender, vermodernder und verwesender Fuchskadaver. Pestilenz und Tollwut… Habe wohl den restlichen Tag mit ständig neuem Waschen der Hand zugebracht, ähnlich der Fleck-Weg-Szene bei Shakespeare.

Vermisstensuche am und im Iberg

Nicht suchen mussten wir zum Glück die Grundis oder Grundi-Boys, einige verwegene Jugendliche aus Bad Grund. Wir fuhren in später Dämmerung aus dem Schacht und wollten nach Bergung unseres Fahrseils die neu einbetonierte Tür schließen und abschließen, als etwas auffiel. Da lag eine Strippe, die nicht die unsrige war. Donnerlüttchen, da waren an unserem teurem Edelrid-Bergseil andere eingefahren, krochen unten woanders rum und wir hatten es nicht bemerkt. Hätte man auch wirklich nicht müssen! Den ganzen Abend fragten wir uns, was passiert wäre. Wären jämmerlich erfroren und verhungert, die armen Kerle. Sollten wir bei späteren Befahrungen jetzt über uns abschließen? Und wenn wir selber müssten gerettet werden, dann käme wiederum da keiner ran…

Ernster wurde es, als die Polizei an Stelle der Bergwacht uns Höhlenforscher rief. Das war dann schon um 1979 im frühen April. Ein Jugendlicher aus Hessen wurde vermisst, sein jüngerer Bruder saß weinend im Käfer am Iberger Parkplatz, Sonntagabend, der große Bruder tauchte nicht auf. Der Junge rief die Polizei. Auch im Steinbruch wurde am nächsten Morgen alles abgesucht: nichts. Wir waren den ganzen Montag und bis Dienstagmorgen in alle, wirklich katastermäßig alle Höhlen und Schächte eingefahren, immer in der Erwartung am Schachtgrund einen Zerschmetterten zu finden. Nichts, spurlos verschwunden. Am Dienstag – die ganze Nacht nicht geschlafen – hatte ich einen wichtigen dienstlichen Termin, der OKD stand im Saale direkt vor mir, eine Rede haltend und ich schlief permanent ein: peinlich. Am Dienstag ließ man den Steinbruch noch einmal absuchen und da fand man ihn, den Vermissten: am Fuße der Winterbergsteilwand unterhalb der Neuen Winterberghöhle hinter einem Felsblock gekrümmt liegend, in Jeans und T-Shirt, ohne Abschürfungen, aber bei Nachtfrost halb erfroren. Letztlich konnten wir und konnte man nicht klären, wie es zu diesem Unglück kam. Soweit ich mich erinnere, ist er nicht mehr ganz klar bei Kopfe geworden und geblieben.

Aus Rettungsübungen kann Ernst werden

Zur Höhlenforschung gehört die Sicherheit! Das haben wir von Anfang an bei Christian Falland alle gelernt: Christian, Dir hier großen Dank! Unsere Technik war zunächst mehr maritim als alpin, hat sich dann langsam weiter entwickelt. Wenn dann zu viele Seile und Kabel im Schacht hängen, gar mit Knoten und Kupplungen, dann gibt’s grausame Verhedderungen, wovon aus Kernbergbefahrungen das Tagebuch wiederholt zu berichten weiß. Dann lässt auch die Sicherheit nach und Gott sei Dank sind wir immer wieder heil rausgekommen. Zwei Unglücke mit bleibenden Schäden an Knie und Fuß waren dann dennoch am Winterberg zu verzeichnen.

Solches zu verhüten unternimmt man Rettungsübungen. Zweie sind mir haften geblieben. Im 13 m-Schacht der Jettenhöhle probierten wir die neue Seenotrettungstrage aus und versuchten, einen „Verletzten“ zu bergen und hinaufzuziehen. Christian erklärte sich freiwillig zum Opfer und wir machten uns ans Werk. Es war schönes sommerliches Wetter, alle waren mit Spaß dabei. Nur Christian verging der Spaß langsam, denn wir hatten wohl die Querhölzer der Lattenversteifung nicht herausgezogen und so eckte und kantete die Trage, verkantete sich immer mehr und es dauerte dann wohl drei oder mehr Stunden, bis das arme Opfer oben war. Christian hatte wohl vorher noch gut und reichlich Tee getrunken und vor dem Einschnüren vergessen…

Ein ander Mal waren wir am Iberg und wollten einen „Verletzten“ aus dem Bieseschacht bergen. Großmäulig hatte ich mich als Opfer bereit erklärt. Aus der selbigen Trage schaut ja normalerweise der Kopf heraus und damit dem Opfer nun kein Brösel, Lehm oder Wasser ins Gesicht fällt, wurde ihm ein Motorrad- oder Integralhelm aufgesetzt. Heißt es nicht: wo der Kopf durchgeht, geht auch der Rest durch? Wo also der Integralhelm durchgeht, geht also auch die Seenotrettungstrage durch, angeblich. Alle waren fleißig am Rüsten. Ich wurde drunten eingeschalt und angeschlagen. Also die Trage wurde ans Förderseil gehängt. Das war ein dickes Stahlkabel und die Zugkraft wurde durch ein forstliches Hubwerk- oder Hebezeug erbracht, womit sonst die hundertjährigen Baumstämme zu Berg gefördert werden.

Funkkommunikation gab es jetzt und – darauf bestand ich – einen vor mir kletternden Begleiter. Dann ging es los und der Hubzug brachte je Hebelschwung vielleicht drei Zentimeter Vortrieb. So ging es langsam aber nicht ungemütlich voran. In der langen, schräg ansteigenden Röhre des Bieseschachtes nahte sich eine etwas flachere Engstelle, beim Einfahren kaum zu bemerken. Hier könnte die Trage etwas mehr Reibung haben, aber der Hubzug bringt ja Tonnen von Kraft auf. Wie ich alsbald merkte! Draußen war man mit lautem Hurra und Hauruck am Hebeln, hörte kaum, was von innen gerufen wurde. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ war wohl die Devise. Den letzten Schrei noch nicht gehört? Doch, Gott sei Dank!!! Mit letzter Kraft dies noch herausgeschrien und vom Vormann relaisartig wiederholt: Haaaaalt! Idioten, anhalten! Stopp! Mein Helm, der dicke Integralhelm hatte sich mit der Stirn an einem Felsenzacken verkantet, dreizentimeterweise rückte das Kinn immer kräftiger auf die Brust und alles hing am letzten Widerstand des Halswirbels. Noch ein Zug und knack… Nachlassen, nachlassen, Helm ab und langsam wieder rauf. Am Ende alles geschafft. Mulmig war mir die Aktion geblieben, auch in der Erinnerung. Nur durch Fehler lernt man.

Im Schlatz im Käfer nach CLZ die Rettung absagen

So hatten wir bei Schachtbefahrungen gelernt, eine Uhrzeit Dritten mitzuteilen, zu der man sich zurückmeldet, andernfalls eine Rettungsaktion in Gang gesetzt würde. Zu einer späteren Kernbergschachtbefahrung sollte dies so gegen 2:00 morgens sein und zwar bei Christian in Zellerfeld. Ich war mit Erik Barran eingefahren, warum weiß ich nicht mehr genau; vielleicht wollten wir einigen Müll herausholen, der sich am Schachtgrund von früheren Befahrungen angesammelt hatte. Jedenfalls zog es sich doch länger hin, Erik machte sich Sorgen wegen der drohenden Rettung und nötigte mich, Hals über Kopf auszufahren und in Zellerfeld Entwarnung zu geben; Handys gab es ja noch nicht.

Jedenfalls war ich so gegen 1:30 nachts wieder über Tage, rannte – verlehmt und nass, wie man eben dort herauskommt – im Schlatz zum Parkplatz und raste (30 PS) nach Zellerfeld los. Alles glatt gegangen! Aber am nächsten Morgen: wie das Auto bloß aussah, mein schöner weißer Käfer, Bj. 65!

Mit Klaus, Wolfgang und Herzklopfen im Flaschenschacht

Auch von der Entdeckung der Frankenberghöhle berichtet das alte Tagebuch. Alte Grubenpläne ließen einen möglichen Schacht lokalisieren. Im Gelände waren da verschiedene Mulden oder flachere Pingen und eine sah recht interessant aus. Stephan Kempe und ich hatten uns mit Spaten, Hacke und Grabegabel ans Werk gemacht und nach einem Meter zeigte sich etwas. Welche Überraschung: modriger Duft quoll hervor zwischen rostigen Kleinbahnschienen, die kreuzweis angeordnet und mit Steinen zugepackt den Einstieg in eine tiefe Grube verbühnten.

Es folgten Befahrungen und Vermessungen, Durchbrüche und Fortsetzungen. Eine Verbindung muss zum Bieseschacht bestanden haben und zum später entdeckten Alten Stieg. Dann zeigten die Pläne, dass auch zum schon länger bekannten Flaschenschacht eine Verbindung bestehen müsste. Es ging vom Frankenberg dorthin eine enge Röhre hinauf, am oberen Ende irgendwie verstopft. Hier war mir einmal wirklich unheimlich, denn ich lag allein in dieser engen glatten Felsröhre, ganz still und hörte doch ein lautes Wummern. Abbau vom Winterberg? Erdbeben? Bergmönch? Oh Schreck, das eigene Herz pochte, im Schall Dutzende Male verstärkt.

Hier nun machten sich in kombinierter Befahrung Klaus Meyer, Wolfgang Lampe, ich und vielleicht noch weitere ans Werk. Das war Anfang 1973. Ich wählte zunächst ein passend langes Seil, seilte Klaus in den Flaschenschacht ab, wobei Klaus nach oben berichtete, das Seil wäre angeblich zu kurz; wahrscheinlich hat sich der Schacht doch weiter selbstabgeteuft. Neu angeschlagen gelangte Klaus glücklich hinab, im Dülfer, und begab sich zielgerichtet in eine lehmigen Trichter, der morphologisch an einen abgewinkelten Benzineinfülltrichter gemahnte.

Derweil fuhren wir anderen in den Frankenberg und in besagte Röhre hinauf. Schon war Klaus gut zu verstehen und es kamen nasslehmige Brösel herab, die sich aus der Verstopfung nach unten lösten, wo alsbald der eine, dann der andere Stiefel sich zeigte. Einander abwechselnd – der Gang war ja nur einen Mann breit - gruben Wolfgang und ich zwischen Klausens Beinen den Lehm weg und zogen an Stiefeln und Hosenbeinen. Von oben rutschte nasser Lehmbrei auf Klausens Schultern und am Körper hinab, so dass er nach oben nicht mehr konnte. Diesen mit rechtem Arme von der Brust hinwegwühlend gelangte er nun zentimeterweise tiefer, von unten heftig unter Zug stehend. Auch seien beide Stiefel dabei abgezogen worden. Zum Glück war der Schluf so weit, dass wir Klaus nicht mehr von oben bergen oder freigraben mussten. Heute berichtet Klaus noch von einem längeren abendlichen Aufenthalt in der Badewanne.

Hört man sich im Dialog der Beteiligten das heute an, kriegt man noch eine Gänsehaut: was wäre, wenn…

Winni Puuh im Alten Stieg

Wenig später schlenderte ich unweit des oberen Ausgangs der Iberger Tropfsteinhöhle durchs Gelände und sah deutlich eine Fahrtrasse vom Weg herab abzweigend und auf einem Plateau von etwa 6 x 15 m endend, dass verdammt nach dem Standort eines Gaipels oder einer rechteckigen Hütte, also einem Schachtgebäude aussah. Es ist wichtig, wie sich hieran zeigt, auch die Kleinformen im Gelände richtig lesen und deuten zu lernen. Und dort, wo dann hätte der Schacht sein müssen, war eine kleine Mulde, ähnlich jener zuvor beschriebenen, die zur Freilegung des Frankenbergschachtes führte. Ein Blick in alte Grubenpläne bestätigte die frohe Erwartung. Hier also setzten wir bei einer weiteren Aktion an und zack: da war wieder das schon bekannte Rost aus Kleinbahnschienen; also die Grubenverwahrung zum Ende der letzten Bergbauperiode um 1886.

Mit Frankenberghöhle, Flaschenschacht, Bieseschacht und jetzt dem Alten Stieg hatten wir ein veritables Denkmal des Phänomens der verkoppelten Höhlengenese mit Bergbau samt zahlreicher Bergbauspuren, als da sind Bühnen, Bergemauern, Werkzeuge, Fläschchen, allerlei Abbauspuren, Stadien von Höhlengenese, Sideritverwitterung und Versinterung. Der Eisensteinstollen war damals noch nicht freigelegt. Dieses Denkmal wollten wir der lokalen Autorität zeigen und dessen Bewahrung erörtern. Der für unsere Tätigkeit so aufgeschlossene Georg Matzander, Hauptamtsleiter beim Landkreis Osterode, erklärte sich zu einer Befahrung bereit. Er war – ähnlich Altkanzler Helmut Schmidt – extrem starker Raucher und mithin etwas kurzatmig. Er, Stephan Kempe, ich, Roy Jameson, ein amerikanischer Student, vielleicht noch jemand vom Landkreis fuhren also ein.

Zum Schluss: Stephan und ich waren heilfroh, dass wir nach vielen Stunden alle wieder heile draußen waren, ob der alte Herr Matzander es schaffen würde, daran kamen uns unter Tage nachher doch Zweifel. Oh je und hoffentlich hat er keine bleibenden Schäden davongetragen! In Erinnerung blieb mir aber diese Befahrung durch einen ganz süßen Event. Eine auf früherer Befahrung vom amerikanischen Freund in die Tiefe durchgegrabene schlufartige Schachtröhre von vielleicht vier Metern Teufe, die wir alle, weil lehmig glitschig und recht glattwandig gut bergab passierten, ebendiese geriet mir als Letztem beim Aufstieg zum Problem. Erschöpft kämpfte ich und rutschte immer wieder ab. Stephan war – etwas länger gebaut* – gut hochgekommen und saß dort, auf mich wartend. Ich schnaufte und kämpfte, bis Stephan sagte: halt mal inne! Und sodann erzählte er eine Geschichte vom – mir bis dahin unbekannten – Winni Puuh, dem kleinen gelben Bären. Winni hatte es geschafft mit ähnlichem Problem – vielleicht war es seine Geburt? – und entspannt und frohgemut konnte ich alsbald den Schluf hinauf steigen, welch selbiger seither der Puh-Schluf genannt wird und so auf dem Höhlenplane verzeichnet ist. Danke Stephan!

*Bei anderer Gelegenheit rächte sich der Längenunterschied und ich habe Stephan nie so verzweifelt an einem abknickenden Schluf kämpfen und dann doch scheitern sehen; das war am Lichtenstein. Ein anderer, aber ebenso langer Stephan hat das dann mit dem Presslufthammer weiter gemacht.

Bis auf die Knochen abgeraspelt
Auszug aus dem Höhlentagebuch vom 21./22.10.1972

Nach Mitteilung von Herrn Gleichfeld am Vortage sei eine neue Höhle im Winterberg aufgeschlossen. … Nachmittags Gruppe I zum Winterberg. Mit Mühen wurde ein erster Schluf genommen. Er führt (jetzt: führte) in einen kleinen flachen (1 m) Raum, der durch besonders schöne Sinterbildungen (Kristallrasen im Sinterbecken, Unterwassersinter etc.) geziert war. Eine echte Fortsetzung schien nicht vorhanden, lediglich eine senkrecht aus einem hässlichen Schluf fortsetzende enge Kluft. Schluf und Kluft waren in ekelhaft rissigem Unterwassersinter (Raspel!) ausgebildet, an dem sämtliche Kleidung hängen blieb. Ein Trainingsanzug wurde geopfert. Im Schluf herrschte sehr starker Luftzug. Man gab auf! Wolfgang Franke vermaß die neu entdeckten Räume. Anschließend Befahrung Obere Winterberghöhle durch Meischner, Franke + Frau und Befahrung Neue Winterberghöhle (abends) durch die Bergsteiger (Führung Vladi).

Des Nachts konnte ich nicht schlafen, immerzu musste ich an die Kapitulation vor dem Raspelschluf denken. Beschluss, am nächsten Morgen noch einen Anlauf zu unternehmen.

Sonntag. Andreas Brandt (war am Vortage in Düna mit Freundin … eingetroffen) und wohnte in der Kamphütte. Fahrt mit denselben zum Winterberg. Einstieg in die Raspelschlufhöhle zusammen mit Herrn Gleichfeld. Während dieser sich um die Kristallbildungen „bemühte“, unternahm Andreas einen ersten Anlauf und war im Nu durch (ca. 4 min.), Vladi folgte mit Stöhnen und Fluchen in ca. 15 min. Zeitaufwand. Große Sensation! Tolle neue Höhle mit sehr schönen Sinterbildungen: mehrere Fahnen à 4 m Länge und 30 - 40 cm Tiefe; Exzentriques; Stalagmiten wenig, viele -titen; das Schönste sind die Sinterbecken. Deren Rand ist bei ca. 4 cm Höhe geometrisch begrenzt: er besteht aus lauter Einkristallsegmenten. Der Beckenboden besteht aus zuckerwürfelgroßen Calciten, ähnlich Pyritwürfeln. Des Weiteren Limonitgerölle und reichlich Kluftfüllungen aus FeCO3.

Als wir am Schluf zurück waren, hatten sich in dem kleinen Vorraum Völkerscharen aus Herzberg, Walkenried und Wieda eingefunden. Nachdem Andreas ausgefahren war, versuchten etliche ihr Glück im Raspelschluf, scheiterten aber, zumal in Anbetracht eines am Vorabend in Wieda verzehrten Wildschweines. Nur Werner Ricken kam unter lautem Stöhnen (ohne Schwein im Magen) hindurch. Fritz Reinboth hatte sich zuvor im Eingangsschluf den Schädel eingeschlagen. Zweite Begutachtung der Höhle durch Werner und mich. Dieweil fuhren die Südostharzer in die Obere Winterberghöhle. Der Gedanke an die unumgängliche Ausfahrt durch den Raspelschluf war für uns beide psychisch sehr belastend.

Abends Umtrunk in Münchehof. Dienstag drauf wurde die Höhlenwand gesprengt. „Rumpel, Polter!“

Fuchsbau

Erst später bekamen wir leichter Zugang zum Fuchsbau, einer Holzhütte neben dem Iberger Albertturm. Hier waren es dann schon wieder andere Kameraden und jetzt auch vermehrt Kameradinnen. Portugiesischer Weißwein, offenes Kaminfeuer, Wanderungen, Silvesterfeier und – auch – Höhlentouren. An Erik denke ich hier und Marlies, an Dieter Gödecke, Helmo… Es wurde eine andere Zeit und eine andere Art von „nett“.

Menschliche Schwächen kaum

Heute kann man schmunzeln, damals kämpfte mancher noch mit den Resten der Pubertät oder einer überrhythmisierten Erziehung. Da war eine ganztägige Befahrung am Winterberg, schwieriger Seilaufstieg, alle mussten da erst mal hoch, einer voran und sicherte netterweise die Nachsteigenden. Es zog sich und als ich dran war, hochgesichert zu werden, ja da hieß es „Halb-Eins“, jetzt müsse er erst mal etwas essen, sonst wird ihm flau. Es wurde immer um Punkt halb Eins gegessen. Also wieder drei Meter absteigen, beim Schmatzen zuhören, halbe Stunde später ging es dann weiter.

Stell Dich nicht so an!“ hieß es auf einer anderen Höhlenkletterei. Kamerad war schon hoch, mit wohl längeren Beinen geht es ja in Kamintechnik manchmal leichter. Nun, ich war nur 1,71 m, da hat man dann das Nachsehen, wenn man um Hilfe bittet. Wenn ich dies hier aber so schreibe, merke ich, dass mir mehr an gestört Habendem nicht einfällt. Das ist eine wirklich gute Nachricht.

Was bleibt

Kameradschaft, Abenteuer, Dreckigmachen im Gelände, sich platt in den Matsch werfen, Erfinder- und Entdeckergeist, Dinge, die ich als Großstadtkind so nicht kannte. Beim Bund war ich ja nicht. Irrsinnig frieren und furchtbar schwitzen, irgendwas essen, irgendwie essen, jedenfalls nicht wie bei Mutter mit sauberen Fingern. Z.B. eine Tüte Gummibärchen in ein Liter kochendes Höhlenwasser langsam eingerührt: gibt eine tolle Suppe, gerade, wenn man unterkühlt ist. Spaß hat es gemacht und geprägt; und die Erinnerungen gefüllt. Hat uns oder mich auch mit Stolz über all das Entdeckte und kompetent Befahrene erfüllt, besonders, wenn am Nachbarschacht die Grundis oder „Wäscheleinen-Truppe“ im Gange war. Und als Geologe hat man forschend Erkenntnisse gewonnen, umgesetzt und auch weitergegeben, als Volkshochschulkurs, den wir gemeinsam in Hamburg oder Osterode gegeben hatten, aber auch in Publikationen. Mit einigen Kameraden aus Hamburg, Herzberg, Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Goslar, Göttingen, Bad Gandersheim, Darmstadt, Nordstrand oder Kärnten ist heute noch angenehmer Kontakt, einige habe ich aus den Augen verloren, sind auch schon welche verstorben.

Mit einigen machen wir ja heute noch Verrücktes, etwa Schlottenspülungen… Glückauf!


Wir danken der Schriftleitung der Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz für die freundliche Genehmigung, diesen Beitrag ebenfalls veröffentlichen zu dürfen. Weiterer Nachdruck oder Veröffentlichung bzw. Verbreitung in anderen elektronischen Medien nur mit schriftlicher Genehmigung der Schriftleitung.


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