Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz

Was ist ein Biosphärenreservat?

Im Wörterbuch findet man zu Biosphäre: "von Lebewesen bewohnter Teil der Erde" (gr.-latein.). Und Reservat (bzw. reservate) heißt nichts anderes als "bewahren" (lat.).

Aufgrund zunehmender Umweltzerstörungen beschloss die UNESCO im Jahr 1970 mit dem Programm "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) weltweit ein Netz von Gebieten einzurichten, in denen beispielhaft gezeigt wird, wie der Mensch im dauerhaft schonendem Umgang mit der Umwelt leben und wirtschaften kann.

Im Gegensatz zu Nationalparken, die möglichst nur geringfügig von menschlicher Tätigkeit beeinflusst sein sollten und in denen Nutzungen weitestgehend auszuschließen sind, dienen Biosphärenreservate dem Schutz gewachsener Kulturlandschaften, in denen das Wirken der Menschen eine wesentliche Rolle spielt. Eine nachhaltige Entwicklung solcher Landschaften ist nur durch naturverträgliches Wirtschaften des Menschen erreichbar. Weltweit existieren bisher über 350 Biosphärenreservate.

Nicht alle Kulturlandschaften können zu Biosphärenreservaten erklärt werden, da bestimmte Kriterien zu erfüllen sind. So kommen für die jeweiligen Regionen nur repräsentative Landschaftsausschnitte in Betracht, und es werden Mindestgrößen gefordert.

Um allen Ansprüchen in Biosphärenreservaten gerecht zu werden, sind sie in 3 Schutzzonen unterteilt:

Schutzzone I (Kernzone)

Nur ein kleiner Teil der Gesamtfläche eines Biosphärenreservates (ca. 3 %) soll ganz und gar der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Hier soll sich die Natur nach ihren eigenen Gesetzen und ohne jedes Zutun durch den Menschen entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung unterbleibt im Kernzonenbereich.

Schutzzone II (Pflegezone)

Mindestens 10 % der Fläche eines Biosphärenreservates sollen als Naturschutzgebiete ausgewiesen sein, eine Forderung, die im Südharz bereits erfüllt ist.

In diesen Naturschutzgebieten befinden sich die wertvollsten Flächen der Kulturlandschaft. Um sie zu erhalten, können spezielle Pflegemaßnahmen, wie eine extensive Beweidung, erforderfich sein. Eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung durch den Menschen oder touristische Aktivitäten sind in der Pflegezone möglich, wenn sie mit den gestellten Schutzzielen im Einklang stehen.

Schutzzone III (Entwicklungszone)

Diese Zone umfasst die gesamte übrige Fläche des Biosphärenreservates, einschliealich der Ortschaften, Straßen und Industrieansiedlungen. Hier sollen nach Maßgabe des MAB Programmes Ökonomie und Ökologie beispielhaft in Einklang gebracht werden. Traditionelle Bewirtschaftungsformen, regionale Identität, naturverträglicher Tourismus u.v.m. werden angestrebt und gefördert.

Warum ein Biosphärenreservat
im Südharz?

Diese Anerkennung bietet die Chance, im Sinne des MAB-Programmes der UNESCO die im Südharz vorhandene, reich strukturierte Landschaft mit all ihren Merkmalen - so die von Karsterscheinungen geprägten urwüchsigen Naturräume, landwirtschaftlich genutzte Flächen, historisch gewachsene Städte und Dörfer sowie großflächige naturnahe Laubwälder - zu erhalten.

Gleichzeitig eröffnen sich interessante Möglichkeiten, althergebrachte Nutzungsformen, Traditionen und Bräuche zu beleben, die den Südharr schon heute für den sanften Tourismus prädestinieren!

Seit 1990 existieren deshalb Planungen, in der historisch gewachsenen Kulturlandschaft des Südharzes ein Biosphärenreservat einzurichten.

Wozu eine
Biosphärenresenretsverwaltung?

Auf Grundlage eines Kabinettsbeschlusses vom Jahr 2001 zur Neuorganisation der Naturschutzverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt wurde die Einrichtung einer Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz i.G. beschlossen.

Beim Aufbau dieser Verwaltung leistete die Anfang des Jahres 1999 gebildete Projektgruppe aus Mitarbeitern des Forstamtes Roßla echte Pionierarbeit. In dieser Zeit wurde die Dauerausstellung "Wir hier - Leben in/mit einer Landschaft" eröffnet. Diese Ausstellung soll die Biosphärenreservatsidee veranschaulichen, um die Akzeptanz und Beteiligung der ortsansässigen Bevölkerung zu erlangen.

Durch die Integration der Naturschutzstationen und die Besetzung einzelner Arbeitsfelder mit forstfachlichem Personal in der Biosphärenreservatsverwaltung wird eine gemeinsame fachliche Anleitung zur Unterstützung von Schutz-, Pflege- und Naturschutzkonzepten ermöglicht. Dabei sollen im Vorfeld der Errichtung eines Biosphärenreservates die verschiedenen Ansprüche zum Schutz und zur Nutzung der Kulturlandschaft durch diese Verwaltung koordiniert und harmonisiert werden.

Ebenso werden die Voraussetzungen erarbeitet, die eine Antragstellung auf Anerkennung durch die UNESCO als Biosphärenreservat nach den internationalen Kriterien erlauben. Eine weitere Aufgabe ist die Erarbeitung konkreter Inhalte zur Tourismuslenkung, Umweltbildung und -erziehung in enger Zusammenarbeit mit bestehenden Vereinen, Institutionen und ansässigen Bildungsträgern.

Die Biosphärenreservatsverwaltung ist als Ansprechpartner für jedermann zu allen Fragen und für Hinweise zum Thema unter nachstehender Anschrift zu erreichen:

Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz i.G.
Hallesche Straße 68
06536 Roßla

Öffnung der Dauerausstellung
"Wir hier - Leben in/mit einer Landschaft"

Mo.-Fr. 9.00 - 12.00 Uhr
und 13.00 - 15.00 Uhr

oder nach Vereinbarung


Fotos: D. Winkler, B. Apel

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