Gedenkstein für Leutnant Heinrich Cordes (1894-1915)

Reinhard Glaß, Sülzhayn

Lage und Umgebung

Der historische Kern von Krimderode liegt in einem sich nach Westen öffnenden Tal östlich der Zorge. Von der Kuhtrift im Norden und dem Sichelberg im Süden bietet sich ein herrlicher Blick auf Krimderode und die Umgebung in alle Himmelsrichtungen. Der von 1902-1929 in Krimderode gewesene Pastor Heinrich Cordes (1867-1941) beschrieb diesen Ausblick mit folgenden Gedichtesworten:
 
Mein Crimderode!

Mein Crimderode, wie liegst Du so schön, vom Kranze
Der weißen Blüten rings umsäumt in Frühlingspracht
Und über Dir wölbt sich im hellen Sonnenglanze
Das blaue Firmament in seiner lichten Pracht!

So schau' ich Dich, mein Crimderode, wenn ich von der Höhe
des Sichelberges blicke weit in's blühende Land
Das schönste Dörflein,welches weit und breit ich sehe
Von der Hainleite Bergen bis zum Harzes Rand.

Wie eine Perle liegst Du, Crimderode, im Bereiche
Der grünen Wälder und der Bergeshalden nah' und fern,
Am Bache rauscht das Mühlrad, oben ragt die alte Eiche
Und unten Du im Tale, - wie seh' ich dies Bild so gern!

Quelle:
Nachlaß Cordes, Text seit Juni 2001 im Besitz des Autors

Passend zu diesen Versen fertigte Elisabeth Cordes (1903-1965), die Tochter von Pastor Cordes, im Jahre 1920 eine colorierte Zeichnung an. Das Motiv: Blick vom Sichelberg auf Krimderode und
die nördlich davon gelegene Kuhtrift.

Bildquelle: Nachlaß Elisabeth Funke geb. Cordes (1903-1965),
Original seit Juni 2001 im Besitz des Autors

Nach Lesen der Verse von "Mein Crimderode" verwundert es nicht, daß Pastor Cordes seinerzeit einen Platz außerhalb des Dorfes als Stätte des Gedenkens für seinen im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn wählte.
 

INSCHRIFT:
Den tapferen Toten von Crimderode
und Rüdigsdorf 1914 - 1918

INSCHRIFT:
Diesen Stein errichtete 1920 Pfarrer C.
in traurigem Gedenken an seinen
1915 gefallenen Sohn Ltn. Heinrich Cordes
 
 
Auf der Kuhtrift nördlich von Krimderode, nur wenige hundert Meter östlich der Flehmüller-Eiche, steht der Gedenkstein auf einer (verwilderten) Streuobstwiese unter einer Eiche. Dieser Porphyr wird von manch' Einheimischen auch "Pastor-Stein" genannt.

Im Kirchenbuch für Krimderode-Rüdigsdorf (1766-1801) hält Pastor Cordes nach dem Ersten Weltkrieg folgende chron. Notiz fest:
"1914-18 kam der unglückliche große Krieg,darauf die Revolution. In Crimderode sind gefallen bzw. gestorben 22, in Rüdigsdorf 6.
Es fiel auch ein Sohn des Pastor Cordes. Zum Andenken hat der Vater den Stein auf der Kuhtrift errichtet. Der dortige Grund u. Boden war durch die Verkoppelung an die Pfarre gekommen. Der Stein ist nach Abgang des Pastors Cordes Eigentum der Pfarrgemeinde.
Trübe Zeiten folgten. Infolge der Geldentwertung Hinaufschnellen aller Preise. Man kann jetzt den klugen Altwordenen dankbar sein, daß die Pfarreinkünfte auf Land u. Naturalien gegründet wurden. Sonst sähe es traurig aus
."
 

Biografie von Leutnant Heinrich Cordes (1894-1915)

Heinrich August Paul Theodor Cordes wurde am 12. November 1894 in Jembke (Landkreis Gifhorn) als Sohn des Pastors Heinrich Cordes(1867-1941) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Tölke(1873-1958) geboren. 1902 wurde der Vater von Jembke - wo er seit 1893 amtiert hatte - nach Krimderode (Crimderode) versetzt, das damals noch zur Hannoverschen Landeskirche gehörte.


Pastor Cordes mit seiner Frau Elisabeth und den Söhnen Johannes und Heinrich (v.l.n.r.).
Die Aufnahme enstand vermutlich gegen Ende der Jembker Amtszeit, ca. 1900.
 


Heinrich Cordes mit Geschwistern und seiner Großmutter mütterlicherseits. Die Personen auf dem Bild sind v.l.n.r.: Elisabeth Cordes (1903-1965), stehend Heinrich Cordes (1894-1915), Johannes Cordes (1896-1990), Hermine Tölke geb. Strick (1836-1912).
Die Aufnahme entstand ca.1910/11 im Hof des ehem. Pfarrhauses in der Rüdigsdorfer Straße 5.

Der seit 1900 in Krimderode gewesene Lehrer und Kantor Wilhelm Vahlbruch (1868-1952) schreibt in seinen Gedenkblättern für unsere lieben Gefallenen nach dem Ersten Weltkrieg über Leutnant Heinrich Cordes:
"Als sein Vater 1902 von Jembke als Pfarrer nach hier versetzt wurde, kam der achtjährige Heinrich in die hiesige Volksschule, die er bis zum 12. Jahre besuchte, um dann in die Untertertia des Gymnasiums zu Nordhausen einzutreten. Nach dem Abitur 1913 wurde der Wunsch des urgesunden und stämmigen Jünglings erfüllt, da er als Fahnenjunker in das Inf.Regt. 78 zu Osnabrück eintreten durfte. Als Fähnrich wurde er im Anfang des Weltkrieges bei Guise durch einen Beinschuß verwundet. Er wurde zum Leutnant befördert, erhielt das Eiserne Kreuz und kam nach Heilung der Wunde im Lazarett zu Nordhausen zum 260.Res.Regt. nach dem Osten. Er schrieb mir im März 1915: "Trotz März haben wir hier bitterste Kälte. Wie schön warm mag es schon im lieben Vaterland sein! Hier lernt man das Hungern, falls man es noch nicht kennt. [...]" Zwei Wochen später,am 1. Ostertage 1915, erhielt der prächtige Mensch bei Mariampol seine Todeswunde(Kopfschuß). Sein jüngerer Bruder hat später sein Grab aufsuchen können."
 

Die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Krimderode

Der Gedenkstein für Leutnant Heinrich Cordes(1894-1915) ist aufgrund der rückseitigen Inschrift "Den tapferen Toten von Crimderode und Rüdigsdorf 1914-1918" zugleich auch allen Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Krimderode und Rüdigsdorf gewidmet.

Da das ehemals in der Krimderöder Kirche befindliche Kriegerdenkmal durch Anobienbefall verloren ging, ist der Stein auf der Kuhtrift die einzige Stätte für die Einwohner von Krimderode, ihrer Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges zu gedenken. Daher beinhaltet dieser Text ein namentliches Verzeichnis für die Opfer des Ersten Weltkrieges.
 
NameGeburtsdatum
und -ort
Bemerkungen
Friedrich Kindler,
gen. Fritz

Res. Inf. Regt. 77

24. April 1887
in Krimderode
vermisst 1914 in Belgien
Wilhelm Hotopp
Wehrmann

Res. Regt. 1

1878
in Hagenohsen
gefallen am 3.Februar 1915 bei Cernay/Frankreich
Chronik-Auszug: "Am 3. Februar 1915 hatte das Regiment den von den Franzosen besetzten schwarzen Berg südlich Cernay zu nehmen. Während des Sturmes auf Höhe 191 eilte Hotopp als pflichttreuer Krankenträger zu den Verwundeten,diese zu verbinden.Er kniete bei einem Kameraden, da traf ihn eine Gewehrkugel, und gleich darauf riß ihm ein Granatsplitter die tödliche Rückenwunde."
Ludwig (Louis) Sachse

Res. Inf. Regt. 18

8. Mai 1885
in Krimderode
gestorben am 25. Februar 1915, Ostfront Chronik-Auszug:"Er war erst 2 Monate draußen, da wurde er am 15. März 1915 bei Praschwitz am Bein schwer verwundet und kam ins Feldlazarett. [...] Bald nach seiner Einlieferung machten die Russen einen erfolgreichen Vorstoß, wobei auch das Lazarett in ihre Hände fiel. Nach Angabe eines Kameraden, ..., soll er bei der Operation durch einen russischen Arzt gestorben sein."
Heinrich Cordes
Leutnant

Inf. Regt. 78

12. November 1894
in Jembke
gestorben am 6. April 1915 nach Verwundung (Kopfschuß) am 4.4.1915 bei Mariampol/Polen (heute Mariampolé/ Litauen), Inhaber des EK1
Karl Kindler

Inf. Regt. 121

24. Oktober 1894
in Krimderode
gefallen am 9. September 1915 bei Paschewitzsche (Wolkowitzsche)/ Polen
Karl Jünemann

Inf. Regt. 229

15. Dezember 1895
in Ascherode
gestorben am 20. Oktober 1915 im Lazarett Grodno/ Rußland (heute Weißrussland)
Chronik-Auszug: "Eine Schrapnellkugel verwundete ihn schwer im Rücken. [...] Wochenlang lag er dann im Lazarett zu Grodno, wo er am 20. Oktober seiner schweren Verwundung erlag. [...] Auch Karls Vater war als Landsturmmann im Kriege. Als er 1918 mit seiner Kolonne durch Grodno kam, war es ihm vergönnt, das Grab seines Sohnes aufzususchen und der Mutter einige Blumen von der letzten Ruhestätte ihres ältesten Kindes zu senden."
Johann Kammer

Inf. Regt. 368

2. Mai 1886
in Szkakamysl
gestorben am 24. Oktober 1915 nach Verwundung am 23.10.1915 bei Verdun/ Frankreich
Chronik-Auszug: "Sie lagen vor Verdun. Am 23. Oktober 1915 wurde er im Westen des Priesterwaldes durch einen Gewehrschuß am Kopfe so schwer verwundet, daß er am nächsten Tage starb. Er ist auf dem Soldatenfriedhof zu Essey beigesetzt."
Wilhelm Müller, gen. Willi
Gefreiter

Inf. Regt. 368

22. Oktober 1889
in Krimderode
gefallen am 25. November 1915 im Westen des Priesterwaldes bei Verdun/ Frankreich
Chronik-Auszug: "Am 25. November 1915 riß ihm im Schützengraben - im Westen des Priesterwaldes - ein Granatstück eine klaffende Bauchwunde. An Verblutung ist er gestorben. Bis zuletzt soll er seine volle Besinnung gehabt haben. Mit den Wehrufen "Meine arme Frau, mein liebes Söhnchen!" ist er verschieden."
Richard Birkefeld
Gefreiter

Res. Inf. Regt. 77

von Nordhausengefallen am 16. Februar 1916 in den Kämpfen vor Verdun/ Frankreich, Inhaber des E.K.
Richard Birkefeld ruht auf der Kriegsgräberstätte in Salomé/ Frankreich
Endgrablage: Block 1 Grab 235
www.volksbund.de
Ernst John

Res. Inf. Regt. 210

28. September 1892
in Görsbach
gefallen am 9. März 1916 an der Westfront
Chronik-Auszug: "Ernst,der im Res.Regt. 210 gegen die Engländer kämpfte, ist in seinem Unterstande mit 2 Kameraden durch eine unterirdische Mine der Engländer in die Luft gesprengt."
Karl Kiel
Unteroffizier

Inf. Regt. 368

20. Juni 1887
in Krimderode
gefallen am 24. September 1916 an der Somme/ Frankreich, Inhaber des E.K.
Paul Fröstler
Unteroffizier

Inf. Regt. 136

3. August 1892
in Krimderode
gefallen am 20. September 1916 in Galizien
Chronik-Auszug: "Er gehörte zu den Besten unseres Ortes."
Fritz Schneppe
Gefreiter
23. April 1893
in Krimderode
gefallen am Anfang Januar 1917 an der Somme/ Frankreich, Inhaber des E.K.
Max Schwiecker
Gefreiter

Inf. Regt. 173

19. August 1894
in Wiehe
vermißt seit Januar 1917 an der Westfront
Chronik-Auszug: "Bei Ausbruch des Krieges war er in Paris beschäftigt. [...] Doch mußte er alles zurücklassen und wurde noch auf dem Pariser Bahnhof jämmerlich verprügelt. [...] Seit Januar 1917 kamen die Briefe der Eltern wieder zurück. Max war vermißt. Die Kompanie vermutet, daß er durch eine Granate in Stücke zerrissen ist."
Kurt Vahlbruch
Leutnant

Inf. Regt. 427

22. September 1897
in Buchholz/
Südharz
gefallen am 23. Januar 1917 vor Riga/ Rußland (heute Lettland)
Ernst Schreiber
Ersatz-Reservist

Res. Inf. Regt. 231

14. Februar 1891
in Krimderode
gefallen am 9. April 1917 bei Cambrai/ Frankreich
Ernst Schreiber ruht auf der Kriegsgräberstätte in Cambrai/ Frankreich Endgrablage: Block 3 Grab 739
www.volksbund.de
Arthur Schreiber
Pionier

435. Minenwerfer-Kompanie

22. Oktober 1897
in Krimderode
gefallen am 14. April 1917 bei St. Quentin/ Frankreich
Chronik-Auszug: "Die Mutter, Witwe Auguste Schreiber, hatte ihre 3 Söhne im Felde. Im April 1917 erhielt sie fast gleichzeitig die Nachricht, daß ihr ältester Sohn (Ernst) und ihr jüngster Sohn (Arthur) ... gefallen seien. [...] Er war der Liebling seiner Mutter."
Walter Hotze

Inf. Regt. 465

22. Oktober 1898
in Krimderode
gefallen am 30. Oktober 1917 in Flandern/ Belgien
Karl Gerecht

Ers.Res.Regt. 4

19. November 1897
in Krimderode
gestorben am 1. Mai 1918 nach Verwundung am 26.April 1918 beim Sturm auf den Kemmel-Berg in Flandern/ Belgien, Inhaber des E.K.
Friedrich Kirchhoff,
gen. Fritz
25. September 1899
in Görsbach
gestorben an der Westfront bei Reims/ Frankreich
Chronik-Auszug: "Am 17. Juli 1918 erhielt er infolge eines Unglücksfalles bei Reims eine schwere Verwundung, an deren Folgen er am anderen Tage im Feldlazarett starb."
Karl Fröstler
Gefreiter

Inf. Regt. 342

26. Februar 1896
in Krimderode
gefallen am 19. Juli 1918 an der Marne/ Frankreich, Inhaber des E.K.
Chronik-Auszug: "Im Juni 1918 war er zur Freude seiner Eltern und seiner Braut auf Urlaub. [...] Einige Wochen später ereilte ihn in den Kämpfen an der Marne der Tod. Seine Leiche konnte nicht geborgen werden.Die Eltern warteten auf ein Lebenszeichen und da kam die Todesnachricht."
Adolf Müller
Unteroffizier

Inf. Regt. 77

14. Januar 1888
in Krimderode
gefallen am 21. August 1918 bei Reims, Inhaber des E.K. 1.Klasse
Chronik-Auszug: "Ende August 1918 war sein Regiment an den Kämpfen nordwestlich von Reims beteiligt. Dort wurde Adolf durch ein Artilleriegeschoß an Oberschenkel und Leib so schwer verwundet,daß er infolge Verblutung starb."
Adolf Müller ruht auf der Kriegsgräberstätte in Loivre/ Frankreich
Endgrablage: Block 1 Grab 254
www.volksbund.de

Quellen:

  • Wochenbrief für Niedersachswerfen, Crimderode und Rüdigsdorf, Pfarrarchiv Niedersachswerfen, Nr.53
  • Pfarrakten Krimderode, Nr. 110 Chron. Notizen, darin: "Gedenkblätter für unsere lieben Gefallenen" von Kantor Wilhelm Vahlbruch (1868-1952)
  • Kirchenbuch Krimderode-Rüdigsdorf (1766-1801); Chronische Notizen von Pastor Heinrich Cordes


Farbaufnahmen: Reinhard Glaß/ Sülzhayn, 19.4.2005

S/W-Aufnahmen: Privatbesitz K.-P. Funke/ Konstanz

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