Die Steinkirche bei Scharzfels

Auf dem Wege von Herzberg nach den Ruinen des Schlosses Scharzfels kommt man auf einem anmuthigen Fußpfade an der dorthin führenden Bergkette an einem Felsen vorbei, der mit Gestrüpp bedeckt ist und auf dessen Höhe sich eine geräumige natürliche Höhle befindet, die ohngefähr 40-50 Fuß tief und eben so hoch, allein nicht ganz so breit ist. Ihr Licht scheint durch ein Loch von oben durch die Decke hereinzufallen. Diese Höhle soll in den ersten Zeiten des Christenthums zu einer Kirche gedient haben. Im Innern ist ein unförmlicher Felsen, der als Altar diente, vor der Felsenwand, in welcher sie sich befindet, liegt ein Rasenplatz, der an zwei Seiten durch schroffe Abgründe abgeschnitten, an der dritten durch eine Felsenmauer gedeckt ist, durch welche zwei enge Zugänge gehauen sind. Zur Rechten des Eingangs in die Höhle ist gleichmäßig eine unförmliche Nische eingehauen, zu welcher drei Stufen führen, und welche als Kanzel gedient hat, um dem auf dem Rasenplatze versammelten Volke das Evangelium zu predigen. Die Glocke, die jetzt in der Scharzfelder Kirche hängt, soll auch aus jener Steinkirche herrühren.

An dieser Stelle hütete vor Zeiten der Hirt des Dorfes gern die Kühe und während diese ruhig grasten, arbeitete er nur mit einem hölzernen Meißel und einem hölzernen Hammer eifrig daran, die Höhle in eine Kirche zu verwandeln. Obwohl er aber, um unausgesetzt bei seiner Arbeit bleiben zu können, die Kühe immer hierher trieb, gediehen diese doch herrlich. Er hatte aber Feinde und diese stellten den Bauern vor, wie das Vieh nothwendig mager werden müsse, wenn es immer an derselben Stelle weide, der Hirt müsse es tiefer in den Wald treiben. Die Bauern hörten auf diese Rede und befahlen dem Hirten dies zu thun. Der Hirt mußte gehorchen, und trieb die Kühe tiefer in den Wald, aber von dieser Zeit an nahmen sie ab und gaben statt Milch nichts als Blut, und dies dauerte so lange fort, bis man dem Hirten erlaubte, die Kühe wieder bei der Höhle weiden zu lassen. Von dem Augenblicke an nahmen sie wieder zu und der Hirte konnte nun die Kirche vollenden.
 

Impressum / Datenschutz