30 Jahre
Karstwanderweg Südharz

„Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“
 

Geschichte, Erfolge,
Erwartungen und Chancen

von Dipl.-Geologe Firouz Vladi,
Osterode am Harz

Teil I


Ein „Karstwanderweg“ entsteht

1982 entstand der Karstwanderweg im Südharz, zunächst im damaligen Kreis Sangerhausen. Die Schönheiten des Karstgebietes zu zeigen und zugleich die Besucher und Wanderer zu lenken, das war das Ziel; mit anderen Worten: Umweltbildung und Naturschutz. Nach der Wiedervereinigung des Südharzes, also vor 23 Jahren beginnend, wurde dieser multithematische, touristische und Landschaftslehrpfad die ehemalige Grenze überschreitend und ergänzend in den Landkreisen Osterode am Harz und Nordhausen eingerichtet, sozusagen völkerverbindend. Ein besonderes Verdienst an der Idee und Umsetzung tragen die Geologen Reiner und Christel Völker vom Karstmuseum an der Heimkehle bei Uftrungen, Kr. Mansfeld-Südharz.
Heute misst der Weg etwa 100 km Luftlinie, ist 233 km Gesamtstrecke lang, besteht im Landkreis Osterode und im Westteil des Kreises Nordhausen aus zwei parallelen Wegen, ist um viele Rundtouren und Stichwege ergänzt, trägt 200 Erläuterungstafeln und ca. 1.000 Wegschilder.
Der Verlauf des Karstwanderwegs umfasst die Kreise Osterode am Harz (136 km), Nordhausen (51 km) und Mansfeld-Südharz (vorm. Sangerhausen, 46 km); er hat aber auch ein Auslängen in den West- und Südkyffhäuser bis nach Bad Frankenhausen und dessen Gips- und Karstlandschaften, dies allerdings nur virtuell im Internet, nicht örtlich beschildert.
Seine interdisziplinäre Ziele sind: Heimatkunde, Umwelt- und Naturschutz, Geowissenschaften, Karstkunde, Wasserwirtschaft, Rohstoffe, Archäologie, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte, Territorialgeschichte, Fremdenverkehr, Umweltbildung für mündige Bürger; Menschen in die Natur holen; besonders aber die Förderung des ländlichen Raums, denn er führt nicht durch das touristisch gut beworbene, ausgestattete und erschlossene durchgehend bewaldete Harzgebirge mit seinen lang eingeführten touristischen Organisationen; er führt durch das nicht minder schöne, lieblichere, weichere und wechselvollere südliche Harzvorland und z.T. unmittelbar entlang des Harzrandes. Kein Wunder, dass so viele Burgen und Burgruinen seinen Weg säumen.
 

Die Organisation und Trägerschaft

des Karstwanderwegs sind auf mehrere Schultern verteilt. Im Kreis Osterode ist es die Kreisverwaltung als Träger mitsamt der Unterhaltungspflicht für Weg und Beschilderung nebst Haftung. Veranstaltungen, Qualitätsmanagement, das Marketing, z.T. die Unterhaltung und den Betrieb hat der Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. übernommen und bietet die Sonntagswanderungen, auch in Kooperation mit den Erwachsenenbildungseinrichtungen, an. Ähnlich sind in den Kreisen Nordhausen und Mansfeld-Südharz die Kreisverwaltungen Träger des Weges, die ihn in den 90ger Jahren eingerichtet hatten. Ähnlich Osterode sorgt im Kreis Mansfeld-Südharz der Verein Südharzer Karstlandschaft e.V. für den Betrieb zusammen mit dem Biosphärenreservat. In Thüringen wirkt der Förderverein Karstwanderweg Nordhausen e.V., zudem besteht hier eine erfolgreiche Kooperation mit der Lift gGmbH. Koordinationsebene für alle Maßnahmen und Planungen ist die überregionale Arbeitsgemeinschaft „Drei Länder Ein Weg - Karstwanderweg“.
 

Veranstaltungen

Seit Einrichtung des Karstwanderwegs vor bald 20 Jahren konnten eine Reihe von Veranstaltungen entwickelt und erfolgreich angeboten werden, dies sind:
Seit 14 Jahren die geführten Sonntagswanderungen - zeitweise mit Karstlotterie, die zwischen Frühjahrsbeginn und Herbstende jährlich mit etwa 40 Touren und zunehmend bis zu 2.000 Gästen erreichen, davon etwa ein Drittel „Stammkunden“ und zwei Drittel neue Gäste; für die Sonntagswanderungen stehen ehrenamtlich und unentgeltlich bis zu 15 kompetente Führer und Führerinnen zur Verfügung; Druck und Verteilung von Programmfaltblättern wird aus den Spenden der Teilnehmenden finanziert.
Die Südharz-Symposien haben die Aufgabe, Forschungsarbeiten zur Südharz ebenso der Öffentlichkeit näher zu bringen wie Planungen und Entwicklungen und die Ergebnisse im Druck oder virtuell (www.karstwanderweg.de/sympo/index.htm) zu publizieren, Wissenschaftler und Menschen, denen der Südharz am Herzen liegt, zu einander zubringen. Die Symposien finden im Wechsel zwischen den drei Landkreisen jetzt zweijährlich im Herbst statt. Das 13. Südharz-Symposium wird dem Thema „Wasser im Karst“ gewidmet und ist für 2013 in Nordhausen geplant.
„Vier Jahreszeiten im Gips“ heißt eine Reihe geführter Wochenendtouren von je ca. 40 km mit Übernachtung und Gepäckvoraustransport, die im Wechsel zwischen West und Ost die Gipskarstlandschaften des Südharzes durch die Jahreszeiten präsentiert.
Vorträge und Exkursionen zu verschiedenen Themen erfolgen u.a. in Kooperation mit dem (gepl.) Deutschen Gipsmuseum bzw. zum bundesweiten Tag des Geotops am jeweils 3. Sonntag im September eines jeden Jahres. Nach Bedarf erfolgen Betriebsausflüge und Exkursionen auf Bestellung, ein Sektor, der sicher ausbaufähig ist.
 

Qualitätsmanagement

Die Weiterentwicklung zum zertifizierten „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ nach den Richtlinien des Deutschen Wanderverbandes wurde 2008 begonnen; Schwerpunkt waren örtliche Umtrassierungen (weg von Asphalt), eine komplette Neubeschilderung, eine qualitätsorientierte Bestandsaufnahme sowie die Organisation der Unterhaltung.
Die Unterhaltung des Weges musste optimiert und finanziell abgesichert werden; hierfür wurden Sponsoren gefunden. Abschnitts-Patenschaften wurden im Kreis Osterode am Harz von regionalen Rohstoffbetrieben gezeichnet; hier konnte im Frühjahr 2011 auch der Weg in 13 Unterhaltungspatenschaften zu ca. 10 km aufgeteilt und an interessierte ehrenamtlich wirkende Personen übertragen werden, die jeweils vor den Frühjahrs- und Herbstferien den Weg abgehen, insbesondere die Beschilderung in Ordnung halten und das Lichtraumprofil freischneiden.
Die Wegmarkierungen mit dem im Westen zunächst genutzten braungelben „Keks“ sind jetzt einheitlich auf – im Kreis Osterode - über 2.500 Wegmarken mit rotem Balken und weißem K überführt worden.
Im Zuge der Qualitätsoffensive wurden die ehemals braun­gelben Wegschilder durch – im Landkreis Osterode – 500 neue Wegschilder im Harzklub-Format mit Ziel-, Richtungs- und Entfernungsangaben ersetzt; sie erfüllen zusammen mit den Wegmarken die Markierungsrichtlinien des Harzklubs und des Deutschen Wanderverbandes.
Ebenfalls im Landkreis Osterode wurden in den Jahren 2010 und 2011 59 neue mehrfarbige und multithematische Erläuterungstafeln aufgestellt. Die Kosten wurden über Spenden aus Betrieben und Privatperson erbracht, die in ehrenamtlicher Arbeit auch die Aufstellung besorgten. Es müssen noch weitere 45 Tafeln folgen, um den 1994 eingesetzten, inzwischen verwitterten, beschädigten oder in Verlust geratenen braun-gelben und überwiegend monothematischen Altbestand zu ersetzen.

Nach Abschluss dieser Arbeiten und gemeinsamer Antragsstellung durch die Arbeitsgemeinschaft Drei Länder – Ein Weg – Karstwanderweg Südharz im Juni 2011 konnte auf der Outdoor-Messe TourNatur in Düsseldorf am 2. September 2011 das Gütesiegel in Empfang genommen werden. Wie die Vertreter des Deutschen Wanderverbandes bei der Verleihung betonten: der Karstwanderweg Südharz ist der einzige Qualitätswanderweg mit einem eigenen Lied, dem Karst-Rap, anzuhören unter www.karstwanderweg.de/karst-rap.htm.
 

Publikationswesen

Ein reges Publikationswesen hat zum Karstwanderweg eingesetzt, seit langem besteht eine rege Publikationstätigkeit am Karstmuseum Heimkehle.
Der 2005 erschienene multimediale Führer zum Karstwanderweg (sog. Rucksack) wurde gut angenommen; er beschreibt auf 20 ausgewählten Rundtouren mit einzeln entnehmbaren Wanderkartenblättchen die Highlights des Südharzes. Ihm zur Seite steht seit Anfang 2012 eine Wanderkarte, herausgegeben durch die Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft in Nordhausen.
Als Leporello gefaltet und im äußerst praktischen Maßstab 1:33.000 gibt sie den Karstwanderweg als Ganzes wieder, flankiert mit textlichen Erläuterungen und gastronomischen Hinweisen. Die Karte ist im Buchhandel erhältlich.
Die Wanderkarten (50.000) des Harzklubs (in Kooperation mit den Landesvermessungsämtern, gedruckt in drei Teilblättern und virtuell für PDA), zu den Stempelstellen und sonstige Wander- und Touristikkarten führen den Karstwanderweg auf.
Bemerkenswert ist der 2007 im Auwel-Verlag, Niederaula, erschienene Band von Reiner Cornelius „Der Harz. Vom Todesstreifen zur Lebenslinie. - Natur und Kultur am Grünen Band Deutschland“; hier sind ca. 90 Seiten dem Südharz mit Wanderroutenempfehlungen gewidmet; im September 2011 erschien eine überarbeitete 2. Auflage.
Verschiedene Poster, Flyer oder Veranstaltungsprogramme gehören zum Karstwanderweg ebenso wie eine CD-R mit Kurzdarstellung des Karstwanderwegs als PowerPoint-Präsentation etwa für Touristikmessen oder zur Nutzung in den Tourist-Infostellen sowie in Beherbergungsbetrieben.
Zahlreiche Artikel in (Fach-)Zeitschriften, Tageszeitungen, Reiseprospekten, DB-Broschüren sind erscheinen in unregelmäßigen Abständen. Verschiedene Hinweise und kurze Darstellungen Dritter zum Karstwanderweg finden sich im Internet, etwa auf den Websites des Harzer TourismusVerbandes oder unter www.WanderbaresDeutschland.de.
 

www.karstwanderweg.de

Dieses private Portal des Webmasters Detlef Tront aus Hattorf hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten und ist derzeit das umfassendste Informationsangebot zum gesamten Südharz überhaupt; es ist kartenbasiert und weist mehr als 1.600 Seiten auf mit einem umfassenden Verzeichnis von Literatur, die z.T. online verfügbar ist, mit Fotos, Texten und Abbildungen, zu den vorgenannten Veranstaltungen, mit Wanderroutenempfehlungen, GPS-Tracks, zu Hotels, Gastronomie, DB, HSB, Bus, Museen, Kirchen und Klöstern, Sagen und Märchen, Rezepten, Bädern, Schauhöhlen und -bergwerken, Burgen und Schlössern, natürlich im Kern die Karsterscheinungen wie Höhlen, Erdfälle, Bachschwinden, Karstquellen u.v.a.m. darstellend.
 
 

Unsere Wanderempfehlungen

Durchs Himmelreich

Natur und Kultur um Walkenried
10 km, ca. 4 Stunden zzgl. Einkehr - Start: Bahnhof Walkenried, alternativ: Klosterparkplatz
Info und Karte: www.karstwanderweg.de/gps/tour16.htm

Diese Tour verbindet den ausgeschilderten Karstwanderweg zwischen dem Kloster und dem Itelteich zu einer Rundtour. Zunächst geht es 10 Minuten auf der Ortsstraße bis zum Hotel und Gasthof „Goldener Löwe“ und bis zum Torhaus wo der Bezirk des ehemaligen Zisterzienserklosters Walkenried beginnt. Heute ist hier ein kulturtouristisches Highlight untergebracht, das Zisterzienser-Museum Kloster Walkenried. Es wurde 2006 als eines der größten und innovativsten Klostermuseen Europas eröffnet. Jenseits der üblichen Vermittlungs-Pfade begeben sich die Besucher hier auf eine faszinierende Zeitreise durch die vollständig erhaltenen Klausurgebäude aus dem 13. Jh., in denen durch akustische und visuelle Inszenierungen Mittelalter und Klosterleben wieder lebendig werden. Im Sommer finden hier die bekannten Walkenrieder Kreuzgangkonzerte statt.
Gehen Sie nun im Uhrzeigersinn um die Klostergebäude und die eindrucksvolle Kirchenruine herum und entlang des rechten Ufers der Wieda, dann über den direkt an der ehemaligen Klostermauer liegenden Museumsparkplatz und weiter bis zur Straßenbrücke. Über ebendiese folgen Sie dem Weg bis zum Itelteich. Im Mittelalter führten die Walkenrieder Mönche hier ein Stauprojekt durch, das aus einem Großerdfall (Polje) mit Karstquelle und Bachschwinde ein Fischgewässer entstehen ließ; heute ist dies ein technisches Denkmal und als Teil eines Naturschutzgebietes ein Eldorado für Wasservögel und zahlreiche weitere Tierarten. Mächtige alte Buchen säumen den Weg hinauf auf die Anhöhe über dem Bahngleis, das im 300 m langen Walkenrieder Tunnel verschwindet. Unter Ihnen befindet sich jetzt der größte Natur-Hohlraum Deutschlands, die Himmelreichhöhle (unzugänglich).
Vom Himmelreich mit seiner artenreichen Laubwaldvegetation und den schönen Fernblicken nach Westen und vom kleinen Hexentanzplatz (Stempelstelle!) mit seinen Akelei-Beständen über Ellrich nach Osten führt der Weg über die majestätischen von knorrigen alten Bäumen gesäumten Itelklippen wieder hinab ins Wiedatal. Nach Süden ausholend quert der Wanderweg die baumbestandene Wieda-Aue auf der südlichen Straßenbrücke. In trockenen Monaten ist der Fluss hier oft im verkarsteten Untergrund versiegt.
Am Fuß des Röseberges mit seinen Gipsklippen und seiner feuchten Schluchtwaldvegetation geht es zurück entlang an weiteren Teichen bis in den ehemaligen Klosterbezirk. Spätestens auf dem Rückweg laden das Zisterzienser-Museum zu einem Besuch und das Klostercafé zu Kaffee und Kuchen ein – im Sommer auch im Café-Garten.


 
Rund um Herzberg

Welfen-Schloss und die „Augen des Südharzes“
16 km, ca. 5 Stunden zzgl. Einkehr - Start: Parkplatz zum Schloss Herzberg
Info und Karte: www.karstwanderweg.de/gps/tour1.htm

Diese Tour verbindet den je separat ausgeschilderten nördlichen und den südlichen Ast des Karstwanderwegs. Starten Sie diese Rundwanderung am Vormittag; so können Sie am Ende zur Besichtigung samt Kaffee, Kuchen oder mehr im Schloss einkehren. Die Tour ist in beiden Richtungen attraktiv. Hier ist sie im Uhrzeigersinne beschrieben.
Vom Schlosse geht es oberhalb des Steilhanges über der Sieber, einem der wenigen ungebändigten Harzflüsse, durch lichten Laubwald entlang. Am Abhang bilden sich immer wieder Erdfälle und Erdrutsche, denn unter uns verschwindet das Flusswasser im Gipskarst. Der Nüllberg besteht aus Dolomitgestein; an seinem Fuße führt ein Stichweg zu einer Hochwasser-Bachschwinde. Das Siebertal ist ausgefüllt mit Kiesablagerungen aus der letzten Eiszeit, sie werden hier bei Hörden abgebaut. Oberhalb der Sieberbrücke ist eine weitere Bachschwinde, einige Monate im Jahr ist das Flussbett hier trocken.
Von Hörden führt der Wanderweg an der Kreisstraße entlang unterm Hausberg mit ehemaliger Burgstatt. Hier versiegt Flusswasser unter der Straße, die Absenkungen aufweist. Hinter der Auffahrt zur B 243 geht es ins Lüderholz. Den Wanderer erwartet ein artenreicher Laubwald auf Kiesablagerungen der Großen Steinau. Auch ihr Wasser verschwindet im Untergrund, löst den Gips und zurück bleiben große und kleine, z.T. wassergefüllte Erdfälle, die „Augen des Südharzes“.
Zwischen Mühlenberg und der Klinik Herzberg führt der Weg immer am Waldrand entlang mit schönen Aussichten auf Herzberg, das Siebertal und den weiteren Südharz durch ein Areal ehemaligen Kupferschieferbergbaus; Pingenfelder (Stichweg beachten!) zeugen von diesem Arme Leute-Unterfangen.
Auch die Klinik bietet ein Café (nebst Notaufnahme für Fußkranke:-)). Über den Parkplatz geht es hinab ins Lonautal und zum Lonauer Wasserfall, dem einzigen echten Wasserfall des Westharzes. Von hier führt der letzte Abschnitt durchs Stadtgebiet, aber: romantisch entlang des Mühlgrabens mit zahlreichen Erläuterungstafeln zur Nutzungsgeschichte der Wasserkraft, über den Marktplatz und zum Juessee, dem größten Erdfallsee des ganzen Südharzes mit seinem sommerlichen Freibad. Der weitere Weg führt durch die schön gepflasterte Fußgängerzone (Eisdiele, Cafés; Wasserrad) wieder hinauf zum Welfen-Schloss, wo die Runde endet. Hier warten Einkehr und ein Besuch im Schloss-Museum auf den Wanderer; abends im Rittersaal auch Kulturveranstaltungen (Vorträge, Konzerte, Lesungen…).

Teil II

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